Chaos am kahlen Berg

Chris Froome verliert nach kuriosem Sturz kurzzeitig die Führung

  • Tom Mustroph, Mont Ventoux
  • Lesedauer: 2 Min.

Was für ein Tag! Chris Froome verlor im chaotischen Finale am Mont Ventoux kurzzeitig durch einen Sturz die Hoffnung auf den Gesamtsieg bei Tour de France. Neuer Gesamtführender war zwischenzeitlich sein Landsmann Adam Yates. Und Nairo Quintana ist trotz durchwachsener Leistung am Berg jetzt Dritter mit 14 Sekunden Rückstand. Doch dann kam doch alles anders.

Der Wind am Chalet Renard riss den Journalisten beinahe die Laptops aus den Händen. Kameras wurden mit Sandsäcken beschwert. Die große TV-Leinwand im Ziel fehlte. Sie wäre ein Windfänger par excellence gewesen; als zu gefährdet schätzten die Tourorganisatoren ihr Equipment ein, um die 12. Etappe dieser Tour de France bis auf den Gipfel des Mont Ventoux führen zu lassen. Bei zwei Dritteln des Anstiegs war Schluss.

Doch auch diese ersten zehn Kilometer des Berges hatten es in sich. »Bereits am Fuß sind wir in einen heftigen Wind hineingefahren. Ich musste da schon kämpfen und hatte oben heraus gar nichts mehr«, sagte Klettertalent Emanuel Buchmann, der in der Gruppe hinter den Favoriten ins Ziel kam, gegenüber »nd«.

Bei den Besten zeigte erstmals Nairo Quintana, dass er diese Tour tatsächlich gewinnen will. Der Kolumbianer griff zweimal an. Chris Froome reagierte nicht einmal. Der Brite schickte nur seine Teamkollegen vor, die Quintana wieder einfingen. Etwa drei Kilometer vor dem Ziel attackierte dann Froome selbst. Erst folgten ihm Quintana und Froomes Ex-Teamkollege Richie Porte. Dann beschleunigte Froome noch einmal und Quintana musste passen.

Der Herausforderer war geschlagen. Nur der Australier Porte und der Niederländer Bauke Mollema folgten dem Träger des Gelben Trikots. Das Trio vergrößerte beständig den Abstand. Doch plötzlich verschwanden sie in einer Meute, aus der nur Mollema auf zwei Rädern wieder hervor kam, während Porte und Froome am Boden lagen. Auslöser des Sturzes war offensichtlich ein Begleitmotorrad, das wegen der Zuschauermenge anhalten musste. Die Verkürzung hatte dazu geführt, dass nicht mehr ausreichend Absperrgitter aufgestellt werden konnten. Ein herber Organisationsfehler, der Froome die Tour hätte kosten können. 1:40 Minuten verlor er durch diesen Sturz. Doch dank eines Jury-Entscheids bliebt Froome im gelben Trikot. Die Rennleitung wertete nachträglich die Abstände zum Zeitpunkt des Zwischenfalls.

Teamboss Dave Brailsford war blass vor Zorn. Er wollte keine Fragen beantworten und stürmte vom Teambus zu den Organisatoren. In all der Dramatik ging fast unter, dass der Belgier Thomas de Gendt aus einer Fluchtgruppe heraus die Etappe gewonnen hatte.

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