Trittin als Einzelkämpfer
Aert van Riel über die Koalitionsdebatten der Grünen
Nach vielen Jahren in der Opposition wollen die Grünen auf Bundesebene bald wieder mitregieren. Doch der Partei fällt eine Neuorientierung schwer, seit ein Bündnis mit der SPD keine Mehrheit mehr hat. Bislang wollten die Grünen auf Eigenständigkeit setzen. Aber es ist fraglich, ob dieser Kurs von den Wählern honoriert wird. Denn die Partei wäre dann sowohl für eine Koalition mit der nach rechts außen offenen CSU als auch für ein Bündnis mit der Linkspartei grundsätzlich bereit. Letztlich würde es nur darauf ankommen, welche Konstellation nach der Wahl 2017 eine Machtoption darstellt. Das klingt nach Scharnierpartei und politischer Beliebigkeit. Deswegen ist es verständlich, dass Realos bei den Grünen nun für Schwarz-Grün und einige Parteilinke für Rot-Rot-Grün werben, um für mehr Klarheit zu sorgen.
Bemerkenswert ist die Rolle, die Jürgen Trittin in diesen Debatten spielt. Mit seinen Sympathieäußerungen für ein Mitte-links-Bündnis will der einstige Anführer offenbar in die Rolle eines Einzelkämpfers schlüpfen und sich gegen frühere interne Konkurrenten stellen. In seiner Zeit als Fraktionschef hat Trittin für eine Annäherung an die LINKE so gut wie nichts getan und vielmehr - etwa in der Europapolitik - einen Anbiederungskurs an die Union vorangetrieben. Nun ist Trittin nur noch ein einfacher Abgeordneter und damit nicht mehr in der Position, Rot-Rot-Grün in seiner Partei durchzusetzen.
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