Lehrreiche Lektion vor Olympia

Deutsche Handballer Dritter beim Vierländerturnier

  • Ulrike Weinrich, Straßburg
  • Lesedauer: 2 Min.

Das Gewitter über Straßburg hatte sich gerade verzogen, da erlebten die deutschen Handball-Europameister ihr Donnerwetter. Bundestrainer Dagur Sigurdsson stapfte nach dem 19:25 (8:12) beim Vierländerturnier gegen den ehemaligen Europameister Dänemark wutentbrannt in die Katakomben und las seinen lahmenden Schützlingen in den folgenden 15 Minuten die Leviten.

Doch irgendwie hatte es den Anschein, als wäre die gesalzene Kabinenpredigt gar nicht nötig gewesen, um Kapitän Uwe Gensheimer und seinen Mitspielern den Ernst der Lage rund zwei Wochen vor dem Start der Olympischen Spiele von Rio de Janeiro zu verdeutlichen. Torhüter Andreas Wolff aus Kiel, der Held im deutschen Team beim EM-Titelgewinn, legte nach der enttäuschenden Angriffsleistung selbst den Finger in die Wunde: »Man kann sich nicht für die Größten halten und denken, dass wir spielerisch mit allen mithalten können. Das war nicht so, wie wir es als Bad Boys bei der Euro gezeigt haben. Es kommt nicht darauf an, wie man sich nennt, sondern, dass man Leidenschaft, Herz und Kampf an den Tag legt. Das war hoffentlich ein Schuss vor den Bug zur rechten Zeit.«

Die »unterirdische Wurfquote« ging nicht nur Sigurdsson (»Ich habe keinen Lichtblick gesehen«) an die Nieren. Auch Gensheimer, mit fünf Treffern bester deutscher Werfer, kritisierte die Einstellung seines Teams harsch. »Jeder muss sich jetzt Gedanken machen. Das ist nicht unser Anspruch, was wir gezeigt haben«, meinte der Linksaußen von Paris St. Germain.

Gensheimer forderte, am Sonntag im »kleinen Finale« gegen Ägypten die Chance zur Wiedergutmachung zu nutzen. »Im Duell mit den Ägyptern müssen wir kompakter stehen und die Fehlerquote gering halten. Denn das wird auch bei Olympia richtig wichtig sein«, betonte der Weltklasse-Flügelspieler. Mit dem 30:27 wurde schließlich der dritte Platz belegt.

Afrikameister Ägypten, der in Straßburg zuvor mit 26:30 gegen Weltmeister Frankreich verloren hatte, ist der letzte Vorrundengegner (15. August) der deutschen Mannschaft bei den Olympischen Spielen. Außerdem warten dort in den Gruppenpartien Schweden (7. August), Polen (9. August), Gastgeber Brasilien (11. August) und Slowenien (13. August). Das Finale des »EuroTournoi« in Straßburg bestritten am Sonntagabend (nach Red.) Gastgeber Frankreich und Dänemark. SID/nd

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