Sanders’ Brücke über Trumps Mauer

Stephan Fischer über den Beginn des Demokraten-Konvents in Philadelphia

  • Stephan Fischer
  • Lesedauer: 2 Min.

1972 fragte sich US-Autor Hunter S. Thompson, wie viele Wahlen er noch erleiden müsste, bevor es endlich eine gebe, bei der er sich für jemanden entscheiden könne, statt nur das kleinere Übel zu wählen. Für viele Anhänger von Bernie Sanders ist Hillary Clinton eben jenes - das kleinere Übel. Die Buhrufe, sobald nur ihr Name in Philadelphia fiel, sprechen Bände. Aber trotz der berechtigten Ablehnung Clintons und des demokratischen Establishments - es bleibt ihnen wohl keine Wahl. Auch wegen des größeren Übels Trump.

Dessen Vision einer abgewirtschafteten USA voller Angst, Egoismus und einer atomisierten Gesellschaft - von der er profitiert, geschäftlich und politisch in der Aufwiegelung der Menschen gegeneinander -; seiner Idee der Mauer stand in Philadelphia die Idee der Brücken gegenüber. Auch zwischen Clinton- und Sanders-Anhängern. Vereint können viele ihrer Ideen politische Realität werden. Sanders unterstützt jetzt Clinton - und sie hat konkrete Vorhaben der Sanders-Kampagne übernommen: höherer Mindestlohn, kostenlose Collegeausbildung, Maßnahmen gegen den Klimawandel, Ausweitung des staatlichen Gesundheitswesens. Gewinnt sie im November, auch mit Sanders’ Unterstützung, dann kann sie dahinter nicht zurück. Sanders-Anhänger mögen die Vision einer Revolution verloren haben. Aber unter einer Präsidentin Clinton können viele ihrer Forderungen durch Reformen Wirklichkeit werden.

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