5. (Friedens-)Kolonne
Klaus Joachim Herrmann über Prozession und Politik in der Ukraine
Hohe Gitter und Metalldetektoren am Kiewer Maidan und den Zugängen zur Innenstadt mochten als Maßnahme zum Schutz der sanft singenden Friedensfreunde der ukrainisch-orthodoxen Prozession durchgehen. Demonstranten mit ihren Plakaten »5. Kolonne des Kreml« und »Moskauer Dreck« waren hingegen ebenso unmissverständlich wie Attacken wütender Extremisten des rechten Sektors und des Bataillons Asow im ukrainischen Staatsdienst. Der Parlamentspräsident sah russische Behörden als Anstifter, der Innenminister befahl eine Blockade. Die regierungsnahe Nachrichtenagentur Unian berichtete über den Marsch nicht ohne das Beiwort »skandalös«. Nur mag man aber in einem christlich-orthodoxen Land nicht ohne Schaden ausgerechnet gegen eine Prozession rüde vorgehen - pilgere diese auch unter Ikonen des Moskauer und nicht des Kiewer Patriarchats. Letzteres immerhin will am Donnerstag zum Jahrestag der Taufe der Rus vom 28. Juli des Jahres 988 einen eigenen Marsch veranstalten - für Frieden und den »Sieg der Ukraine«. Das eine und das andere werden gleichzeitig kaum zu machen sein.
Der Widerwille des offiziellen Kiew und seiner Kirche gegen die Prozession der Gläubigen für Versöhnung und Friede mit Nord und Süd, mit Ost und West war nicht nur unverhüllt, er war demonstrativ. Das aber lässt zwangsläufig und unmissverständlich auf die Politik schließen.
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