Die Russen kommen
Klaus Joachim Herrmann über Putin im US-Wahlkampf
Natürlich macht Russlands Präsident US-Wahlkampf. Trotz aller Kreml-Dementis. Republikaner und Demokraten haben mit den eigenen Reihen und dem Gegner nicht genug zu tun, sie ziehen Putin mit rein. Feixt der rüpelige Trump, der Kreml solle Clintons gelöschte E-Mails hacken lassen, sehen seine Gegner nationale Interessen verraten. Als ob nicht weltweit schon die NSA alles hacken würde und Wladimir Wladimirowitsch am Computer säße. Dabei lässt der sich von Washington wohl kaum etwas anweisen. Er besiegte zwar keinen Immobilientycoon, schickte mit Jelzin aber schon mal einen starken Mann vom Bau in Rente. Das müssen die Demokraten erst noch hinbekommen. So basteln sie die Botschaft, dass schlimmer als Trump nur ein Putin-Freund Trump sei. Der kokettierte schließlich mit einer Anerkennung des Status der Krim und dem Ende der Russland-Sanktionen. Von einer Ex-Außenministerin sollte nun unter Druck etwas Diplomatie zu erhoffen sein. Sie aber sei, so die »Washington Post«, auf »scharf antirussischen Kurs« gegangen. Die »sowjetische Bedrohung« wird propagandistisch abgelöst von der »russischen Bedrohung«, das Reich des Bösen vom Leibhaftigen. Das kann zu (welt-)brandgefährlichen Folgen und - mit dem Schreckensruf »Die Russen kommen!« - wieder zum Sprung aus dem Fenster führen. Man muss nur fest der eigenen Propaganda glauben.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.