Wie ein Star

Jirka Grahl über die Ankunft in Rio de Janeiro

Die Welt segelt herein: Im Minutentakt landen auf dem Airport Galeao die Flugzeuge aus allen Richtungen - nach einem spektakulären Anflug über die Berge und einem kurzen Blick auf die schmutziggrauen Ausläufer der verseuchten Guanabara-Bucht, die seit Jahren in den Schlagzeilen ist. An den Terminals ergießen sich Schwärme von Menschen in Turnschuh und Trainingsanzug in die Gangways: Sportler, Trainer, Betreuer, Journalisten, Touristen.

Manch Mitreisender hat schon beim Flug spekuliert, welcher Sportart die Sitznachbarn wohl nachgehen: Die blonde ungarische Athletin im dunkelgrünen Trainingsanzug? Auf Nachfrage klärt sich, dass sie eine Judoka ist. Welche Sportart wohl die beiden Israelis aus der Mittelreihe betreiben? War nicht in Erfahrung zu bringen: Die jungen Männer spielten zehneinhalb Stunden lang Autorennen auf ihren Smartphones, die sie dazu je nach Kurve nach links oder rechts schwenkten. Ausdauersportler vielleicht?

Die Russen, an ihren bunten Rucksäcken mit »Rossija«-Aufschrift leicht zu erkennen, müssen Journalisten sein: Athleten jedenfalls würden wohl kaum lachend eine Flasche Whiskey aus dem Duty Free Shop degustieren - zum Ärger der Flugbegleiterinnen, die mehrmals auftauchen und verkünden, dass der Konsum hochprozentigen Alkohols an Bord nicht gestattet ist.

Schon vor der Passkontrolle reiht sich die Olympiaschar in die Olympiaspur, Einheimische dürfen sich auf der anderen bevorzugt fühlen: Für sie geht es schneller als für die bunte »Olympic family«. Zur Entschädigung werden alle wie die Stars empfangen: Wenn man nach draußen tritt, sieht man sich TV-Kameras und Reportern gegenüber: Es könnte ja jeden Moment ein Bolt oder Phelps durch die Automatiktür schreiten. Huldvoll blickt man in die Runde und zieht los: Die Spiele können beginnen.

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