Nichts zu belächeln

Kein Taktieren, keine Werbebanden: Das Olympiafußballturnier könnte ein Hit werden

Mit wirklich unterhaltsamem Fußball hat am Donnerstag das Olympiaturnier der Männer begonnen. Allein das 0:0 der Gastgeber gegen Südafrika konnte die Begeisterung trüben.

All jenen Fußballgenießern, denen der Vortrag der 24 Teams bei der EURO 2016 viel zu defensiv und langatmig war, könnte das Olympiaturnier der Männer noch etwas Freude an ihrem Lieblingssport bescheren. Am ersten Spieltag, an dem auch die Deutschen ins Turnier einstiegen, gab es jedenfalls ziemlich guten Fußball zu erleben. Zum Beispiel beim 8:0-Sieg Koreas gegen die völlig überforderten Kicker von den Fidschi-Inseln, die hier den Ozeanischen Fußballverband vertreten.

Zumindest ein Teil der 16 Mannschaften, die hier mit U23-Auswahlen antreten, ist tatsächlich fähig und vor allem willig, hier auf dem Weg zum Finalspiel richtig guten Fußball zu spielen. Wer das Endspiel erreicht, das am Abschlusstag der Spiele ausgetragen wird, darf immerhin in einem der mythischen Tempel dieses Sports um Olympiagold spielen: im Maracana, wo am Freitagabend die Spiele eröffnet werden sollten.

Als am Donnerstagnachmittag in Brasilia die Olympiamannschaft Brasiliens gegen Südafrika erstmals auflief, war in der 1300 Kilometer entfernten Olympiastadt Rio de Janeiro naturgemäß nicht jene Euphorie zu verspüren, die bei der WM 2014 geherrscht hatte: Damals war der hektische Verkehr in der dauerstaugeplagten Millionenstadt für zwei Stunden fast komplett verstummt, weil so gut wie jeder vor dem Fernsehgerät gesessen hatte.

Doch auch am Donnerstag hatten sich erstaunlich viele Leute vor die allgegenwärtigen Flatscreens gesetzt, um das Auftaktspiel gegen Südafrika zu erleben. Das Olympiareglement erlaubt drei Spieler pro Team, die älter als 23 sind und für die Brasilianer läuft tatsächlich der Beste auf, den sie haben: Neymar. Der Superstar vom FC Barcelona hatte für seinen Olympiaauftritt sogar auf eine Teilnahme an der Copa America verzichtet.

Der Auftakt allerdings missglückte: Trotz dass Neymar sich ins Zeug legte und für seine Mannschaft etliche Chancen herausspielte, stand am Ende nur ein 0:0 auf der Anzeigetafel des Mane-Garrincha-Stadions. Wie die Südafrikaner die letzte halbe Stunde zu zehnt gegen die anrennenden Brasilianer durchstanden, war beeindruckend. »Es ist nicht entscheidend, wie man ein Turnier anfängt, sondern wie man es beendet«, tröstete Trainer Rogerio Micale seine Spieler und die enttäuschten Fans.

Die deutschen Fußballer peilen 40 Jahre nach dem Olympiasieg der DDR-Auswahl in Montreal die zweite deutsche Goldmedaille im Fußball an. Beim 2:2 in Salvador de Bahia gegen den Titelverteidiger Mexiko trafen Arsenal-Profi Serge Gnabry (58) und Matthias Ginter (79.) jeweils zum Ausgleich.

In Deutschland sahen sich immerhin vier Millionen Menschen das muntere Spiel im Fernsehen an. Mit der Eigenheit, dass an den Wettkampfstätten keinerlei Werbung erlaubt ist, verschafft Olympia beim Fußballgucken eine besonderen Beruhigung: Statt blinkender Laufbuchstaben umrandet eine schlichte blaue Bande das Spielfeld. Das leicht ablenkbare Auge bleibt direkt auf das Geschehen auf dem Rasen gerichtet, wo noch eine weiter Besonderheit überrascht: Auf den Teamtrikots prangen neben dem Logo des Ausrüsters nicht die Wappen der jeweiligen Fußballverbände, sondern wahlweise die Flaggen oder die Zeichen der NOKs, wie bei den Schweden.

Auf dem Trikot des schwedischen Teams hat der Bekleidungsriese H&M als Sponsor der Olympiamannschaft einen Scoop gelandet. Auf prominenter Brust erscheint der Textilkonzern nun erstmals auf einem Platz, der bisher den großen Sportartikelherstellern vorbehalten war.

Den schwedischen Spielern, denen die Designer eine Kluft in changierenden Gelbtönen verpasst haben, machte die neue Arbeitskleidung wenig aus: In einem abwechslungsreichen 2:2 gegen Kolumbien gelang dem früheren Kölner Mikhael Ishak mit seinem Fernschuss zum 1:1 dabei ein Traumtor, das schon jetzt zu den schönsten Toren des Jahres gezählt werden kann. Dieses Olympiaturnier könnte Fußballliebhaber noch viel Freude bereiten.

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