Familie fliegt wegen Burkini aus Brandenburger Therme
Gäste beleidigen Mutter und Tochter / Geschäftsführer verteidigt Rausschmiss: »Politische Lage ist kompliziert«
Bad Saarow. Beleidigungen statt Entspannung musste eine libanesische Familie in einer Therme in Bad Saarow bei Brandenburg erleben. Weil Mutter und Tochter einen Burkini, einen Ganzkörper-Badeanzug, trugen, kam es in dem Bad zu Auseinandersetzungen mit anderen Gästen, berichtete der RBB am Sonntag. Diese hätten demnach die Familie mehrmals aufgefordert, das Bad zu verlassen.
Die libanesische Mutter erklärte gegenüber dem RBB, dass die anderen Badegäste sie beleidigt hätten. Auch die Tochter klagte über Pöbeleien. So wurde sie nach eigener Aussage gefragt, wie sie sich traue, mit dem Kleidungsstück unterwegs zu sein. Der Bademeister habe daraufhin seine Unterstützung verweigert. Er bat Mutter und Tochter, das Bad zu verlassen und gegebenenfalls in neuer Badebekleidung wiederzukommen.
Nachdem die Gäste weiter störten, entschloss sich die Familie, das Bad zu verlassen. Bei der Polizei stellte sie Anzeige wegen wegen Beleidigung. Der Geschäftsführer der Bad Saarower Therme stellte sich hinter seine Mitarbeiter, die alle für solche Vorfälle vorbereitet seien. In dem konkreten Fall sei richtig gehandelt worden, da die »politische Gesamtlage, die wir gegenwärtig in Deutschland haben grade so kompliziert ist.«
Während in Berlin das Tragen der Burkini in allen Bädern zulässig ist, gibt es in Brandenburg momentan noch keine Regelung für die Bekleidung. Die Bäder entscheiden noch selbstständig, wie sie mit der Situation umgehen sollen. Für die Berliner Familie mit libanesischen Wurzeln mündete dies in einer sehr unschönen Erfahrung.
Der Burkini ist ein zweiteiliger Badeanzug, bestehend aus einer Hose und einem Oberteil mit langen Ärmeln und Haarbedeckung. Muslimische Frauen greifen auf dieses Utensil zurück, um auch gemäß ihres Glaubens Baden zu können. jab
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.