Rücknahme zurückgenommen
Grit Gernhardt wundert sich über Ikeas Kundenstrategie
Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln - das Sprichwort könnte man auf die planlos wirkende Rückgabestrategie des schwedischen Möbelriesen Ikea anwenden. Erst vor zwei Jahren kündigte der an, dass fast alle Produkte unbegrenzt lange zurückgeben werden dürfen. Auch die im Keller vor sich hingammelnde Ikea-Couch hätte man theoretisch nach 20 Jahren zum Möbelhaus karren können - und sein Geld zurückbekommen. Ganz so einfach sollte das System, das in Norwegen und Dänemark gut funktionierte, aber doch nicht sein: Ikea sprach schnell von »Einzelfallprüfungen«. Experten vermuteten, dass sich der Konzern zu weit aus dem Fenster gelehnt habe und die Strategie zum Desaster werden könnte.
Doch die Befürchtungen traten nicht ein. Laut Ikea nutzten die deutschen Kunden das Angebot kaum oder tauschten die Waren in den ersten Monaten nach dem Kauf um. Das und eine Anpassung an globale Ikea-Richtlinien wurden nun als Grund dafür angegeben, dass das unbegrenzte Umtauschrecht wieder abgeschafft und durch ein einjähriges ersetzt wird. Offensichtlich wog der Werbeeffekt den Aufwand der Rücknahme auf Dauer nicht auf. Ob die Kunden eine solch unberechenbare Geschäftstaktik allerdings goutieren, bleibt abzuwarten. Möglich, dass sich der vormalige Werbeknüller im Nachhinein als Kaufbremse entpuppt.
Wir behalten den Überblick!
Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!