Heidenau: Antifa demonstriert gegen Sächsische Verhältnisse

Ein Jahr nach den pogromartigen Ausschreitungen von Neonazis gegen Flüchtlinge kritsieren Linke: Es hat sich kaum etwas verändert

  • Elsa Koester
  • Lesedauer: 2 Min.

Die sächsische Kleinstadt beendete die Willkommens-Euphorie des Sommers der Migration und wurde zum Inbegriff des rassistisches Hasses gegen Flüchtlinge: In Heidenau kam es vor einem Jahr zu pogromartigen Ausschreitungen gewalttätiger Neonazis und rassistischer Anwohner, als 250 Flüchtlinge in einen früheren Baumarkt einzogen. Rund 200 Antifaschisten, die am dritten Tag der Auseinandersetzungen zum Schutz der Flüchtlinge anreisten, wurden vom rechten Mob ebenso angegriffen wie die überforderte Polizei, die sich ihrerseits aggressiv gegenüber den antifaschistischen Gegendemonstranten zeigte. Aufgrund des dann ausgerufenen polizeilichen Notstands wäre ein am darauffolgenden Wochenende geplantes Willkommensfest für die Flüchtlinge beinahe verboten worden. Sächsische Verhältnisse, die 2015 auch in Clausnitz und Meißen offenbar wurden – und an denen sich seither nur wenig geändert hat, wie lokale Antifaschistische Initiativen bemängeln.

Unter dem Motto »Wir vergessen nicht! Das Schweigen in der sächsischen Provinz brechen!« mobilisieren sie deshalb ein Jahr nach den Ereignissen an diesem Sonntag zu einer Demonstration in Heidenau. In ihrem Aufruf machen sie darauf aufmerksam, dass das verheerende Augustwochenende kaum zu einem Umdenken in der lokalen Bevölkerung führte. Die Initiativen zählen mehrere rassistische Übergriffe auf, die seit dem August 2015 in Heidenau und umliegenden Städten verübt wurden. Neben mehreren tätlichen Angriffen gegen Flüchtlinge, die teilweise Verletzungen davon trugen, wurden Asylunterkünfte angegriffen und das Miteinander-Denkmal in Heidenau zweimal beschmiert. Junge Neonazis aus Pirna hatten zudem im Juni ein Stadtfest mit einem Transparent besucht, auf dem »Migration ist Völkermord« stand.

Die Antifaschistischen Organisationen beklagen, dass die Anwohner solche rassistischen Vorfälle noch immer stumm hinnähmen. »Die Sorge um den guten Ruf der Stadt motivierte den größten Teil der Bevölkerung zu Schweigen«, erklären sich die Organisatoren das Verhalten. Mit der für kommenden Sonntag geplanten Demonstration wollen die Organisatoren dieses Schweigen brechen – und fordern eine lückenlose Aufarbeitung der Gewalttaten sowie einen konsequenten Umgang mit rassistischen Ausschreitungen und Drohungen in der sächsischen Justiz und Politik ein. Die Demonstration soll um 14 Uhr am Bahnhof un Heidenau beginnen. Auch aus umliegenden Städten wird mobilisiert, so bietet das Leipziger Bündnis »Refugees Welcome« einen Zugtreffpunkt zur gemeinsamen Anreise an.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.