Die türkischen Terrorpaten

Roland Etzel zu Ankündigungen des türkischen Außenministers

  • Roland Etzel
  • Lesedauer: 1 Min.

Das ist schon eine bemerkenswerte Äußerung eines türkischen Ministers: Es sei das natürliche Recht, so Außenminister Cavusoglu am Montag, die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) zu bekämpfen, »bei uns und im Ausland«. Bemerkenswert vor allem deshalb, weil nie ein Staat dieses Recht in Zweifel gezogen hat, sondern im Gegenteil viele, sehr viele - mit Ausnahme einiger Monarchien der Arabischen Halbinsel - dies seit langem von Ankara gefordert haben. Vor allem Irak und Syrien, deren Bevölkerungen Hauptleidtragende der Terrorbanden waren und sind.

Die Kurden in der Türkei, gegen die sich offenbar stellvertretend für jene in Syrien der Anschlag in Gaziantep vom Sonnabend richtete, wird dies auch jetzt kaum überzeugen können. Jahrelang hatte der türkische Geheimdienst ihr Gaziantep - Kurden bilden die Mehrheit in der Großstadt - zu einem Dorado des IS werden lassen. Die türkischen Dienste haben die IS-Anwerber in den zahlreichen Flüchtlingslagern nahe der Stadt geradezu zum Rekrutieren eingeladen.

Im Inland hat Ankaras »Anti-Terror-Kampf« bisher nicht die Kurden geschützt, sondern zum Ziel gehabt; im Ausland viele andere, aber kaum den IS. Den Beweis, dass der Erdogan-Staat nicht mehr Terrorpate, sondern Terrorbekämpfer ist, muss er erst noch erbringen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.