VW streitet mit reichstem Bosnier
Die Prevent-Gruppe ist weltweit sehr erfolgreich - aber auch wortkarg, wenn es um die Konzernpolitik geht
Alle Räder stehen still, wenn der Zulieferer es will. Das Rätselraten um die bosnisch-slowenische ASA Prevent-Gruppe, die dem Weltkonzern VW das Leben schwer macht, ist groß. Obwohl Firmengründer und Eigentümer Nijaz Hastor als reichster Unternehmer in Bosnien und Herzegowina gilt, lässt sich die Biografie des öffentlichkeitsscheuen Konzernchefs nur bruchstückhaft rekonstruieren. Sicher ist eins: Der Aufbau seines in 15 Staaten und auf vier Kontinenten operierenden Imperiums ist mit VW und Wolfsburg eng verbunden.
Hastor führt seine Konzerne gemeinsam mit seinen nicht minder medienscheuen Söhnen Kenan und Damir. Ein wenig Aufschluss über den Werdegang des 65-jährigen Firmengründers gibt ein Protokoll des Ausschusses für öffentliche Auszeichnungen des Kanton-Parlaments in Sarajevo vom April: Am 1. Januar 1951 wurde Hastor im ostbosnischen Ustipraci geboren. Nach Abschluss seines Ökonomiestudiums 1974 in Sarajevo fing er beim bosnischen Automobilwerk TAS an: In Lizenz fertigte das Werk von 1972 bis 1992 VW-Modelle, zunächst den Käfer, danach den Golf und den Caddy.
Als TAS-Direktor soll Hastor an fast allen Verhandlungen mit VW beteiligt gewesen und 1989 zeitweise ganz nach Wolfsburg übergesiedelt sein. »Dies war der Beginn einer ganz neuen Geschichte - produktionstechnisch und menschlich«, heißt es im Protokoll: »Diskret und langsam aber sicher begann er mit dem Aufbau der ASA Prevent Gruppe.« In Bosnien gründete Hastor nach Ende des Krieges 1995 die ASA-Gruppe, 1999 das auf Sitzbezüge spezialisierte Prevent. Von Modetextilien über Polster und Jachten bis zu Autobremsen reicht das Sortiment der Prevent-Töchter.
Vor allem als Sitzbezuglieferant der Autoindustrie hat sich das 14 000 Mitarbeiter zählende Unternehmen einen Namen gemacht, das in Bosnien 6500 Menschen beschäftigt. Die Kundenpalette soll von Dacia bis Porsche reichen. Die bosnische Prevent-Tochter wies laut Forbes 2015 einen Umsatz von umgerechnet 771 Millionen KM (385,5 Millionen Euro) auf und rangierte damit auf der Liste der größten heimischen Privatunternehmen einsam an der Spitze.
Nur für seine Stiftung zur Förderung bosnischer Talente oder für sein Werk in Srebrenica scheint das Unternehmen die Öffentlichkeit zu suchen. Ansonsten hält sich der Konzern beim Kaufen und Abstoßen von Töchtern und Subunternehmen wie bei der Übernahme der deutschen Car Trim bedeckt. Auch deshalb schlägt die Auseinandersetzung mit VW in Bosniens Medienwelt bescheidene Wellen. Laut den »zugänglichen Informationen« handle es sich um einen »isolierten Fall«, der die Produktion in Bosnien und Herzegowina nicht betreffe, so die Auskunft des Unternehmens gegenüber dem Webportal »klix.ba«.
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