Ventotene-Treffen vorbei, Südeuropa-Gipfel kommt

Renzi fordert von Merkel Lockerung der Austeritätspolitik / CSU-Politiker gegen »Umverteilungsunion« / Nächster Halt für EU-Debatte ist Athen

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Angela Merkel, Matteo Renzi und François Hollande haben bei ihrem Mini-Gipfel in Italien keine konkreten Schritte in Richtung einer reformierten Europäischen Union gemacht. Das war auch nicht zu erwarten, das Treffen der Spitzenpolitiker aus Deutschland, Italien und Frankreich auf einem Kriegsschiff vor der Insel Ventotene hat aber die Debattenlage in der EU ein bisschen deutlicher gemacht. Renzi hatte erklärt, Europa müsse Maßnahmen zur Ankurbelung des Wirtschaftswachstums und zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit ergreifen - und dafür Handlungsspielräume beim so genannten Stabilitätspakt gefordert. Diese von Deutschland ausgehende europaweite Schuldenbremse wird von Kritikern als Hebel für Kürzungspolitik und Austeritätskurs in Europa gesehen. Auch andere Staaten hatten immer wieder verlangt, dass eine nur auf Haushaltskonsolidierung ausgerichtete Politik die ökonomische Entwicklung hemmt und zu noch weiteren sozialen Verwerfungen führt.

Doch wenn es nach dem Willen des CSU-Politikers Markus Ferber geht, soll das so bleiben. Er warnte Kanzlerin Angela Merkel vor Zugeständnissen insbesondere an Südeuropa. In der »Welt« sagte der Europaabgeordnete, »Merkel sollte sich für eine Gemeinschaft mit klaren Spielregeln und nicht für ein Wischiwaschi-Europa einsetzen«. Die EU dürfe nicht »zu einer Umverteilungsunion werden, wo Deutschland die Schulden der anderen Mitgliedstaaten am Ende bezahlen muss«, so Ferber.»Mehr Flexibilität für Italien heißt am Ende nur, dass der deutsche Steuerzahler für die überbordenden italienischen Schulden geradestehen muss.« Deswegen dürften weder Italien noch Frankreich weitere Zugeständnisse beim Stabilitätspakt gemacht werden. Italien müsse endlich Reformen angehen, »anstatt sich erneut auf das Strohfeuer von schuldenfinanzierten Konjunkturprogrammen zu verlassen«.

Merkel, Renzi und Frankreichs Staatschef François Hollande hatten sich am Montag in Italien getroffen, um über Impulse für eine Erneuerung der EU zu beraten. Merkel sprach dabei vor allem über ihren Wunsch nach einem größeren gemeinsamen Engagement beim Thema Sicherheit. Doch andere Ländern sehen Europa auf einer anderen Baustelle. Die Debatte über die Wirtschaftspolitik, die sozialen Probleme und einen anderen Kurs gegen die Krisensymptome könnte im Herbst neue Nahrung erhalten. So wird die Idee eines Südeuropa-Gipfels Anfang September immer konkreter. Dass ein solches Treffen geplant ist, war bereits vor zwei Wochen aus Regierungskreisen in Athen bekannt geworden - dabei soll über eine Neuorientierung Europas in Sachen Sozialpolitik gesprochen werden. Nun hat Frankreich als erstes Land seine Teilnahme offiziell bestätigt. Präsident Hollande reist zu dem vom griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras organisierten Gipfel. Als Termin war der 9. September im Gespräch, auch Spanien, Portugal, Malta und Zypern sollten eingeladen werden. Agenturen/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.