Keine Frage der Ethik
Jörg Meyer über den Kompromiss zwischen VW und Zulieferern
Die Räder drehen sich. Nach der Einigung mit den Zulieferern Car Trim und ES Automobilguss kann VW die Produktion hochfahren, die wegen akuten Teilemangels stockte. Zu begrüßen ist: Es gehen keine Jobs verloren, der Schaden wird nicht noch größer.
Doch ein Blick muss auf die Ursachen der Eskalation geworfen werden. Selbst wenn im konkreten Fall die Schuld auf Zuliefererseite liegen dürfte, sind die Ursachen auch anderswo zu suchen: Die Autobauer gehen seit Jahren mit harten Bandagen in die Preisverhandlungen mit ihren Zulieferern. Während einige große Player auf Augenhöhe mit VW, Porsche, BMW, Daimler und Co. verhandeln können, sind mittelständische Unternehmen dem Preiskampf schutzlos ausgeliefert und müssen sich den Vorgaben beugen. Ein verlorener Großauftrag hat verheerende Folgen. Anders als beispielsweise bei Bosch, das in weit mehr Branchen aktiv ist als in der Zulieferindustrie.
Und die IG Metall sitzt zwischen allen Stühlen. Zwar gibt es zahlenmäßig viel mehr Gewerkschaftsmitglieder in Zulieferbetrieben als bei Autobauern, doch letztere sind besser organisiert und beitragsstärker, weil sie entsprechend höhere Tarifeinkommen haben. Dementsprechend mehr Macht haben sie auch in den Gewerkschaftsstrukturen. Eigentlich müsste die Gewerkschaft also die kleinen Zulieferfirmen unterstützen und das aus mehreren Gründen. Aber mit Logik und Ethik hat der nun zu Ende gegangene Streit wieder einmal nichts zu tun - auf keiner Seite.
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