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Integration als Schreibtischjob

Velten Schäfer über die Wohnsitzauflage für anerkannte Flüchtlinge

  • Velten Schäfer
  • Lesedauer: 1 Min.

In Bayern ist sie jetzt in Kraft, in Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt soll sie kommen: Die Wohnsitzauflage für - notabene bereits anerkannte - Flüchtlinge greift um sich. Das ist seit Kurzem Ländersache.

Dienen soll der Ansiedlungszwang der Integration. Man will »Gettos« verhindern, einen Massenzuzug in überlaufene Ballungsräume eingrenzen. Die Menschen sollen gleichmäßig verteilt werden, auch mit Blick auf lokale Haushalte. Was man rechtlich-moralisch fragwürdig finden kann, ist aus Planersicht schon nachvollziehbar. Doch kommt es sehr auf die Umsetzung an. Denn die Versuchung ist groß, Flüchtlinge kurzerhand dorthin zu verfrachten, wo es etwa Leerstand gibt - in strukturschwache Landstriche, die schon Einheimischen wenig Perspektive bieten. An solchen Orten entstehen schnell wenig »integrative« Situationen.

Darüber hinaus ist Integration zuerst eine individuelle Empfindung und kein Schreibtischjob. Eine schlechte Wohnortzuweisung kann nicht nur Angekommene von gleichsprachigen Gemeinschaften isolieren, die schon wissen, wie Leben in Deutschland geht. Sondern sie kann auch als Schikane verstanden werden: Ihr seid eine Belastung, ihr gehört nicht dazu.

Es ist abzuwarten, was die Länder daraus machen. Was nicht passieren darf, ist eine Verteilung nach dem Motto »Aus den Augen, aus dem Sinn«.

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