Karimow in Samarkand beigesetzt

Nachfolgerfrage in Usbekistan offen

  • Lesedauer: 2 Min.

Samarkand. Unter dem Geleit internationaler Trauergäste ist der usbekische Präsident Islam Karimow in seiner Heimatstadt Samarkand beigesetzt worden. An der Zeremonie nahmen auf dem historischen Registan-Platz am Samstag mehrere tausend Menschen teil. Aus Russland war Regierungschef Dmitri Medwedjew in die muslimisch geprägte Republik gereist.

Karimow hatte Usbekistan mit harter Hand regiert. Am Freitag war der 78-Jährige mehrere Tage nach einem Schlaganfall für tot erklärt worden. Als Favorit für die Nachfolge gilt Regierungschef Schawkat Mirsijajew (58), der am Rande der Zeremonie mit Medwedjew über das künftige Verhältnis beider Länder sprach. Mirsijajew war offiziell damit beauftragt worden, die Beisetzung in der imposanten Begräbnisstätte Schachi-Sinda in Samarkand für Angehörige und Wegbegleiter zu organisieren. Die Amtsgeschäfte übernahm formell Senatspräsident Nigmatulla Juldaschew.

Die sterblichen Überreste Karimows waren am Morgen zum Flughafen der Hauptstadt Taschkent gebracht worden. Das Fernsehen zeigte, wie zahlreiche Menschen Blumen auf die Wagenkolonne warfen. Nach dem Transport nach Samarkand, etwa eine Flugstunde entfernt, sei Karimow nahe seiner Eltern gemäß muslimischer Traditionen bestattet worden.

Delegationen aus 17 Staaten hätten an der Beisetzung teilgenommen, hieß es. Unter anderem seien die Staatschefs der Nachbarländer Afghanistan, Tadshikistan und Turkmenistan angereist. Die wegen Kritik an ihrem Vater in Ungnade gefallene Tochter Gulnara habe vermutlich wegen eines Hausarrests nicht teilnehmen können, berichteten Medien aus Samarkand. Bei der öffentlichen Trauerzeremonie waren gemäß muslimischer Traditionen nur Männer anwesend.

Karimow war nach der Unabhängigkeit Usbekistans von der Sowjetunion 1991 zum Präsidenten des Landes mit gut 31 Millionen Einwohnern gewählt worden. 2005 hatten usbekische Soldaten unter Demonstranten ein Blutbad mit Hunderten Toten angerichtet. dpa/nd

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.