Plädoyer für Burkas

  • Lesedauer: 2 Min.

Auf Facebook ging jetzt ein Foto um, das einen Bus zeigt, in dem scheinbar vollverschleierte Frauen sitzen: »Soweit ist die Islamisierung Berlin schon fortgeschritten.« Indes: Die Sitzbezüge täuschten das Auge. Die Topmeldung der Woche jedoch war: Der IS habe in Mossul die Burka verboten. Aus Sicherheitsgründen. Mehrere IS-Kommandeure seien von vollverschleierten Attentätern oder Attentäterinnen zur Strecke gebracht worden, hieß es zur Begründung. Ob wahr oder nicht wahr - ein famoser Witz. Offenbar wollen selbst IS-Schergen nicht vor ihrer Zeit ins himmlische Paradies gesprengt werden. Sie glauben wohl selbst nicht daran, dass ihrer dort 72 Jungfrauen harren. Was sagt der Koran übrigens über deren Bekleidung? Tragen sie Burkas? Und wenn ja, was darunter?

Die CSU forderte erneut ein Verbot der Vollverschleierung. Herrschaftszeiten! Den Bayern sollte die Burka verordnet werden! Allen lederkrachenden Seppls und beschwipsten Dirndls. Kann man das Burka-Gebot noch zum Oktoberfest durchsetzen? In anderen deutschen Landstrichen wünschte man sich eine Ästhetikpolizei, befugt, allen schwergewichtigen Mädels und Jungs eine Burka überzuwerfen, die sich bar jeden Mitleids für Mitbürger in die engsten Leggins und Schwitz-, äh, Stretch-Shirts, knappste Shorts und ausgeblichene Turnhemden zwängen. Alexander Dobrindt, Träger der schrägsten Anzüge und Anwärter auf den Orden für den schlechtesten Geschmack, sei eine Burka unbedingt empfohlen. Es sei denn, er verzichtet auf Interviews vor der Kamera. Es gibt noch den Rundfunk. Unser sozialdemokratisches Brüderle Sigmar Gabriel würde jede Burka gut ausfüllen. Und verhüllte Abgeordnete sind schwer namentlich zur Verantwortung zu ziehen, wenn sie wider das Wohl des Souveräns abstimmen. Alles triftige Gründe für ein vollverschleiertes Deutschland. Gibt es eigentlich Burkas in Burkina Faso? ves

Foto: AFP/Shah Marai

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -