Frauen an die Mikrofone!

Alexander Isele fordert die Quote in der Sportberichterstattung

  • Alexander Isele
  • Lesedauer: 2 Min.

Olympia wird weiblicher. Mehr als 45 Prozent aller Athleten in Rio waren Frauen, wenngleich nur 20 Prozent der Mitglieder des Internationalen Olympischen Komitees weiblich sind. Die deutsche Berichterstattung über die Spiele im August war jedoch noch immer »männlich dominiert«. Das kritisierten nun die Gleichstellungsbeauftragten und Frauenvertreterinnen der Öffentlich-Rechtlichen Sender.

In Zahlen: 13 der 89 beteiligten Journalisten im Ersten waren weiblich, beim ZDF 19 von 79, und im Hörfunk 9 von 50. Beim ZDF gab es schon nur drei Live-Kommentatorinnen, in der ARD sowohl beim Hörfunk als auch im Fernsehen sogar nur noch eine. Diese TV-Reporterin durfte auch nur 60 Minuten lang in der Randsportart Rhythmische Sportgymnastik ans Mikrofon - bei mehr als 150 Stunden live übertragenen Wettkämpfen im Ersten.

Und ja, die Berichterstattung war oft sexistisch angehaucht. Klare Überschreitungen wie die von Carsten Sostmeier beim Vielseitigkeitsreiten passierten nicht aus dem Affekt. Auf die Moderation des aufgezeichneten Ritts konnte er sich vorbereiten.

Für die meiste Aufregung sorgte Claudia Neumann, die für das ZDF das Finale der Frauen und ein Halbfinale der Männer im Fußball kommentierte. Neumann kann für die Qualität ihrer Berichterstattung kritisiert werden. Sie mag nicht die Beste ihres Fachs sein, aber doch besser als viele männlichen Kollegen, die, anders als Neumann, davor scheuen, taktische Aspekte anzusprechen.

Sportberichterstattung ist in Deutschland strukturell männlich geprägt. Es bleibt immer ungewiss, ob gerade der oder die Beste kommentiert, wenn Frauen nur in Ausnahmen ans Mikrofon gelassen werden. Bis diese Ungleichheit nicht aufgehoben ist, kann nur eine Quote etwas ändern. Mehr Frauen in den Redaktionen führt zu weniger Sexismus in der Berichterstattung. Und dazu, dass wirklich die beste Moderation gefunden wird - egal aus wessen Mund. »Sprache schafft Bewusstsein, und Bewusstsein schafft Sprache«, sagen die Gleichstellungsbeauftragten. Sodann: Frauen an die Mikrofone!

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