Werbung

Missstimmig

Uwe Kalbe zur angeblichen EU-Außenseiterrolle Ungarns

  • Uwe Kalbe
  • Lesedauer: 2 Min.

Es gemahnt an die Stimmung kurz vor einer Kneipenschlägerei, wenn der ungarische Außenminister seinen luxemburgischen Kollegen Asselborn als unernste Figur tituliert. Diese Form von Vertraulichkeit wirkt zwar auf bizarre Art familiär, für einen vertrauenerweckenden Zustand der EU spricht sie nicht. Asselborn fordert seinerseits gar den Ausschluss Ungarns aus der EU und die hierfür nötige Regeländerung, die Beendigung des Einstimmigkeitsprinzips.

Mancher mag ihm dankbar sein für die impulsive Reaktion auf den Umgang Budapests mit den Flüchtlingen, den man wie der Luxemburger als Bruch internationaler Konventionen und EU-Rechtsnormen verstehen kann. Und doch: Ernst zu nehmen ist Asselborns Vorschlag nicht. Schon, weil das Einstimmigkeitsprinzip seine Abschaffung verhindert. Doch Ungarns Grenzschließung ist überdies Vollzug eines höheren EU-Willens. Eine Kaskade von Ländern hat entlang der Balkanroute die europäische Contenance verloren; kaum eine Handvoll EU-Staaten ist zur Aufnahme von Flüchtlingskontingenten bereit; alle Mitglieder arbeiten gemeinsam an der Abriegelung der Grenzen, der Außengrenzen.

Würden unbotmäßige Länder künftig gefeuert, bliebe die alte, reformunfähige EU - in Siegerpose. Die EU, die Rechte nicht nur von Flüchtlingen, sondern auch eigener Bevölkerungen geringschätzt, indem sie Regierungen auf Sparkurs zwingt. Und in der das Einstimmigkeitsprinzip als letzte Sicherung immer dann infrage gestellt wird, wenn ein Disziplinierungswerkzeug fehlt.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!

- Anzeige -
- Anzeige -