Kulturkampf

Jürgen Amendt über den OECD-Bildungsbericht

  • Lesedauer: 1 Min.

Einmal im Jahr veröffentlicht die OECD ihren Bildungsbericht. Einmal im Jahr klopfen sich Regierungspolitiker in Deutschland gegenseitig auf die Schultern, weil der Bericht - wie jedes Jahr - das hierzulande im Vergleich zu anderen Industriestaaten gut funktionierende berufliche Bildungssystem lobt. Wie jedes Jahr kritisieren Opposition und Bildungsverbände - wie immer zu recht! -, die Abhängigkeit des Bildungserfolgs von der sozialen Herkunft in Deutschland und verweisen zur Begründung auf den im Vergleich geringen Anteil der staatlichen Bildungsausgaben am Bruttosozialprodukt.

Jenseits dieser erwartbaren Inhalte (und Reaktionen) enthält der diesjährige Bericht aber auch Ergebnisse, die auf zukünftige Konflikte hinweisen. So hält der Trend zu höheren Bildungsabschlüssen an; immer mehr Berufsabschlüsse werden im Hochschulsystem erworben. Seit 2009 ist die Zahl der Studenten höher als die der Auszubildenden des Dualen Berufsbildungssystems. Damit wachsen aber auch die Spannungen zwischen den Generationen und den Berufsgruppen. Während die Absolventen des akademisierten Berufsbildungssystems in der Sprache der OECD »zukunftsfähig« sind, fühlen sich Angehörige der »klassischen« Ausbildungsberufe zunehmend aus der Mehrheitsgesellschaft verdrängt. Die Folgen kann man u.a. am Wahlverhalten ablesen: Es sind Kleinunternehmer, Facharbeiter, mittlere Angestellte ohne Abitur, die das Gros der AfD-Wähler stellen. Diese fühlen sich nicht wirtschaftlich an die Seite gedrängt, sondern kulturell.

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