Die-in vor der Wertpapierbörse
Zumtobel-Beschäftigte protestieren gegen Schließung
Ein Hauch von Klassenkampf wehte am Freitagnachmittag durch die City von Frankfurt am Main. Arbeiter des Leuchtenwerks Zumtobel in Usingen (Taunus) protestierten vor der Börse gegen die von der Konzernzentrale im österreichischen Dornbirn (Vorarlberg) angekündigte Fabrikschließung. »Nach der Bekanntgabe sind die Aktienkurse von Zumtobel gestiegen«, erklärte Michael Erhardt, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Frankfurt. Dabei sei der Usinger Betrieb rentabel und es gebe sogar ein tragfähiges Konzept für den Verkauf des Werkes an ein anderes Unternehmen. »Wir lassen uns von einem börsennotierten Konzern nicht billig abspeisen«, so Erhardt.
»Zumtobel Group startet mit deutlich verbesserter Profitabilität ins neue Geschäftsjahr«, heißt es in einer aktuellen Erklärung der Konzerns. Für Jörg Köhlinger, Leiter des IG-Metall-Bezirks Mitte, verdeutliche dies, dass Zumtobel kein angeschlagener Mittelständler, sondern ein hochprofitabler Konzern sei. Der Gewerkschafter kündigte die Unterstützung seiner Organisation für weitere Protestaktionen an. Die nahezu vollständig in der IG Metall organisierte Belegschaft streikt seit 1. September für einen Sozialtarifvertrag zur Abfederung der Folgen des Arbeitsplatzverlustes.
Die Streikenden verteilten in und vor der Börse symbolische Zumtobel-Aktien, auf denen die Kleinaktionäre zur Unterstützung der Usinger Belegschaft aufgefordert wurden. »Der Inhaber dieser Aktie kann sich durch Solidarität mit den Mitarbeitern von Zumtobel Usingen für einen Sozialtarifvertrag einsetzen«, heißt es darauf. Mehrere Minuten lang legten sich die Arbeiter in einem »Die-In« wie tot auf den Boden, um auf die für viele existenzbedrohenden Folgen einer Schließung aufmerksam zu machen. Für die 145 bedrohten Arbeitsplätze führten sie symbolisch einen Sarg mit sich. Viele sind seit Jahrzehnten im Zumtobel-Werk beschäftigt und befürchten, aufgrund ihres Alters kaum Chancen auf einen gleichwertigen Arbeitsplatz in der Region zu haben.
Unterdessen kommen in Usingen täglich neue Solidaritätsbotschaften an. »2014 wurde ›unser‹ Opel-Werk in Bochum geschlossen, weil die Schließung angeblich notwendig gewesen sei, um andere Werke zu retten und die Finanzierung des Konzerns zu sichern«, schreibt Ex-Betriebsrat Rainer Einenkel. »Über 2000 Menschen sind heute noch ohne Arbeit und ohne Perspektive.« Am Wochenende machte eine Erklärung aus Vorarlberg die Runde: »Es ist für uns eine Selbstverständlichkeit, dass wir alles daran setzen werden, die Machenschaften der Dornbirner Zumtobel-Zentrale in Vorarlberg und Österreich bekannt zu machen und euch mit Aktionen und Öffentlichkeitsarbeit zu unterstützen, wo wir nur können«, heißt es in einem Schreiben der Sozialistischen Jugend Vorarlberg und der Zeitung »der funke«.
Auch zu Vorarlberger Gewerkschaften hat die Usinger Belegschaft Kontakte geknüpft. Zumtobel gilt als größter Arbeitgeber in der Messestadt Dornbirn und politisch einflussreich im »Ländle«, wie das westlichste österreichische Bundesland im Volksmund heißt.
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