Die kleine ELN ist außen vor
Zweitgrößte Guerilla wartet aktiv auf Verhandlungen
Berlin. Die Vorbereitungen für die Demobilisierung der Bewaffneten Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens laufen. Offiziell geht die sechsmonatige Demobilisierung am 27. September los. Dann sollen sich die Aufständischen in 23 ländlichen Kleingemeinden und acht Lagern in zwölf verschiedenen Verwaltungsbezirken versammeln und Schritt für Schritt die Waffen abgeben. Der militärische Rückzug der FARC aus ihren traditionellen Hoheitsgebieten ist bereits in Gang. Die Regierung hat mittlerweile 16 000 Polizisten und Soldaten für den Schutz von Ex-Kämpfern eingestellt.
Während sich die FARC sukzessive zurückziehen, warnen Behörden vor einer Machtausweitung einer anderen Guerilla-Organisation. Es gebe ausreichend Belege, dass die linke Guerilla-Gruppe des Nationalen Befreiungsheers (ELN) Gebiete besetze, die die FARC nach ihrer Entwaffnung verlassen habe, sagte der kolumbianische Generalstaatsanwalt Néstor Martínez der Zeitung »El Espectador« am Dienstag. In Ortschaften der Departamentos Nariño im Süden und Meta im Zentrum des Landes seien kürzlich Pamphlete der ELN aufgetaucht.
Die Regierung werde ein strenges Sicherheitsprogramm in diesen Zonen auflegen, um zu verhindern, dass die Rebellen sich niederlassen, versicherte der Chef der Regierungsdelegation zu den FARC-Friedensverhandlungen, Humberto de la Calle.
Bisher war die kleinere Guerillaorganisation hauptsächlich im Osten Kolumbiens tätig, wo sie Anschläge auf Erdölanlagen verübte und Bauern entführte. Verhandlungen für ein Friedensabkommen, wie es im August mit der FARC erreicht wurde, will die Regierung erst mit der ELN aufnehmen, wenn die Gruppe alle Geiseln freilässt.
Nicht nur die ELN, auch die rechte paramilitärische Gaitanistische Bürgerwehr Kolumbiens (AGC) macht Geländegewinne. In Nariño und Cauca zum Beispiel kämpfen sie im Moment um rund 18 000 Hektar Koka-Plantagen und weitere neue Gruppierungen sind dazu gekommen. Auch andere jüngste Ereignisse beunruhigen. Auf dem Grundstück der Friedensaktivistin Cecilia Colcué in Corintio Cauca sollten sich Guerilleros für die Entwaffnung versammeln. Am 6. September wurde Cecilia Colcué tot aufgefunden. Egal wie das Referendum ausgeht, zu einem vollständigen Frieden ist es noch ein weiter Weg.
Das gilt auch für ein Friedensabkommen mit der ELN-Guerilla. Die vor Monaten angekündigten Verhandlungen haben noch nicht einmal begonnen. nd
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