Autonomes Dilemma
Grit Gernhardt fragt sich, wie man selbstfahrenden Autos Moral beibringt
Das Wort Autonomie kommt aus dem Griechischen und bedeutet Eigengesetzlichkeit oder Selbstständigkeit. Bei politischen oder zwischenmenschlichen Entscheidungen ist diese Definition nachzuvollziehen, was aber bedeutet sie in Bezug auf intelligente Maschinen? Im Fall der autonomen Fahrzeuge - laut dem Verkehrsminister die Zukunft des Verkehrs - soll darüber eine Ethikkommission beraten - und Gesetze anstoßen, die die Eigengesetzlichkeit selbststeuernder Gefährte in die richtige Bahn lenken.
Denn moralische Kategorien sind einem Computer fremd. Das kann ein Vorteil sein, weil Emotionen möglicherweise lebensrettendes Handeln nicht blockieren können. Andererseits aber zeigt es das Dilemma programmierter Autos: Für den Fahrer wäre es etwa gefährlicher, in eine Mauer zu rasen, als ein Kind umzufahren. Soll das Auto nun den eigenen Fahrer beschützen oder das fremde Kind? Nur durch pragmatisches Abwägen können solche Entscheidungen nicht getroffen werden.
Das verdeutlicht auch das bekannte Gedankenexperiment, bei dem ein Zugführer entscheiden muss, ob er durch eine Weichenumstellung eine Person opfert, um mehrere andere zu retten. Wie die Ethikkommission praktikable und verkehrssichere Lösungen für solche realen Dilemmata finden wird, wird spannend zu beobachten sein.
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