Ehemaliger Finanzminister Steinbrück wird Bankberater

Politiker kann keinen Interessenskonflikt erkennen: Tätigkeit in der Regierung sei sieben Jahre her

  • Lesedauer: 2 Min.

Hamburg. Der frühere Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) heuert nach seinem Ausscheiden aus dem Bundestag bei der ING-DiBa an. »Ich werde ein Angebot der ING-DiBa annehmen, als Berater des Vorstandes«, sagt Steinbrück der Wochenzeitung DIE ZEIT.

Zu seiner häufig geäußerten Kritik an der Praxis vieler Banken passe dies »durchaus«. Zum einen habe die Bank eine lange sozialdemokratische Tradition und sei von Georg Leber 1965 als Bank für Vermögensbildung in Arbeitnehmerhand mit gegründet worden. Zum anderen sei sie in keine »der in Rede stehenden Verfehlungen oder Manipulationen verwickelt« gewesen und »sehr konservativ und risikoscheu«. Zu seiner Kritik stehe er nach wie vor. »Aber ich zweifle nicht daran, dass wir eine Landschaft wettbewerbsfähiger Finanzdienstleister in Deutschland brauchen, die unserer starken Realwirtschaft entsprechen«, so Steinbrück. Seine Zeit als Minister sei sieben Jahre her, eine Interessenkollision könne er nicht erkennen.

Bezogen auf die Deutsche Bank erklärt Steinbrück, es wäre besser gewesen, diese während der Bankenkrise zum Annehmen von Staatsgeld zu zwingen. Eine »Zwangskapitalisierung« wäre richtig gewesen, so Steinbrück, aber die Banken und ihre Spitzenverbände hätten das damals nicht gewollt. »Die Scheu, gegen den versammelten Rat und die Position aller Banken eine solche Zwangskapitalisierung zu machen«, sei in Deutschland ausgeprägter als in den USA. »Als ich eine Bank verstaatlicht habe, gab es einen Aufschrei der Entrüstung! Während ausgerechnet im angloamerikanischen Finanzkapitalismus solche Verstaatlichungen oder Teilverstaatlichungen stattfanden - Northern Rock, Royal Bank of Scotland«, so der SPD-Politiker.

Steinbrück warnt vor einem erneuten Aufflammen der Bankenkrise und äußert die Einschätzung, »dass es unter dem Druck des internationalen Wettbewerbs nach wie vor eine extreme Renditejagd gibt. Und dass Banken der Versuchung unterliegen, sich deshalb in Geschäften zu engagieren, die hochriskant sind. Mit Verwunderung gucke ich immer noch darauf, dass der Derivatehandel sich längst von der Realwirtschaft um den Faktor zehn bis zwölf getrennt hat. Das bedeutet, dass dort massenhaft Wetten auf zukünftige Preise vorliegen, von denen viele scheitern und eine neue Erschütterung auslösen könnten.« dpa/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.