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Aus für regierungskritische »Nepszabadsag«

Ungarns Sozialisten: Schwarzer Tag für Presse / Mitarbeiter beurlaubt / Eigentümer will neues Konzept

  • Lesedauer: 2 Min.

Budapest. Die Einstellung von Ungarns größter Oppositionszeitung »Nepszabadsag« gelte bis zur »Formulierung und Realisierung eines neuen Konzepts«, erklärte Eigentümer Mediaworks nach Angaben der Nachrichtenagentur MTI am Wochenende. »Nepszabadsag« ist Ungarns bestverkaufte großformatige Zeitung, dennoch schreiben Print- und Onlineausgabe Verluste.

Die oppositionellen Sozialisten erklärten, die Einstellung der Zeitung sei ein »schwarzer Tag für die Presse«. Sie riefen zu Protestaktionen auf. »Nepszabadsag« hatte immer wieder kritisch über den ungarischen Regierungschef Viktor Orban berichtet, zuletzt vor dem Referendum über die Flüchtlingsverteilungsquote der Europäischen Union vor einer Woche. Kritiker werfen dem nationalkonservativen Ministerpräsidenten vor, die Medien zu Verlautbarungsorganen seiner Regierung machen zu wollen. Zahlreiche privatwirtschaftliche Medien wurden demnach von regierungsfreundlichen Oligarchen aufgekauft.

Am Wochenende wurde spekuliert, dass auch »Nepszabadsag« an einen Orban-Unterstützer verkauft wird. Der österreichische Konzern Mediaworks, der die Zeitung und weitere ungarische Titel gekauft hatte, machte allerdings keine Angaben zu einem möglichen Verkauf.

Die Belegschaft von »Nepszabadsag« kritisierte, dass die Entscheidung, das Erscheinen vorerst einzustellen, hinter ihrem Rücken gefallen sei. »Das Land wusste davon, bevor wir es wussten (...) unser erster Gedanke war, dass es ein Putsch ist«, schrieb die Belegschaft auf der Facebook-Seite der Zeitung.

Ein Mitarbeiter der Zeitung, der nicht namentlich genannt werden wollte, sagte der Nachrichtenagentur AFP, Journalisten, die Artikel für die Montagsausgabe vorbereitet hätten, sei plötzlich der Zugang zu ihren Arbeitsplätzen verwehrt worden. In Briefen seien sie von ihrer Beurlaubung informiert worden. »Wir stehen unter Schock«, sagte der Mitarbeiter. »Natürlich werden sie versuchen, es wie eine geschäftliche Entscheidung aussehen zu lassen, aber das ist nicht die Wahrheit.«

Der Mitarbeiter erklärte, dies sei »ein schwerer Schlag für den investigativen Journalismus und die Pressefreiheit«. »Nepszabadsag« sei das größte Organ für Qualitätsjournalismus in Ungarn, das sich für die Verteidigung von »grundlegenden Freiheiten, Demokratie, Redefreiheit und Toleranz« eingesetzt habe.

Laut Mediaworks ist die Auflage von »Nepszabadsag« in den vergangenen zehn Jahren um 74 Prozent gefallen. Mediaworks gehört zum Firmengeflecht der österreichischen Investmentfirma Vienna Capital Partners (VCP). Die VCP-Tochter besitzt in Ungarn weitere Printmedien.

Die Budapester Führung wies politische Motive von sich. »Keinesfalls wollen wir gegen die Pressefreiheit auch nur dadurch verstoßen, dass wir uns in die Entscheidungen eines Verlagsunternehmens einmischen«, erklärte Regierungssprecher Bence Tuzson. Agenturen/nd

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