Kaiser's vor der Zerschlagung

Verhandlungen von Einzelhandelsunternehmen gescheitert / Rewe legte neues Angebot vor, die Supermarktkette allein zu übernehmen / Gabriel drängt weiter auf Rettung von Arbeitsplätzen

  • Lesedauer: 3 Min.

Update 21.30 Uhr: Tengelmann-Chef spricht von Verlust vieler Jobs
Der Tengelmann-Eigentümer Karl-Erivan Haub rechnet nach den gescheiterten Verhandlungen über die Rettung der Supermarktkette Kaiser’s mit dem Verlust einer »großen Zahl« von Arbeitsplätzen. »Leider müssen wir davon ausgehen, dass für zahlreiche Filialen kein Supermarktbetreiber gefunden werden kann«, erklärte er am Donnerstagabend. Bundesweit beschäftigt Kaiser's Tengelmann noch rund 15.000 Menschen in über 400 Filialen.

Bundeswirtschaftsminister Gabriel pocht auch nach den gescheiterten Verhandlungen auf einen Kompromiss. Er appelliere nochmals, »dass sich alle Beteiligten ernsthaft bemühen sollten, eine tragfähige Lösung für die Zukunft« der Mitarbeiter zu finden, erklärte der SPD-Chef in Berlin. Ein Scheitern der Verhandlungen wäre erschütternd für die betroffenen Mitarbeiter.

Streit um Kaiser’s: Gegenseitige Vorwürfe zwischen Rewe und Edeka

Mühlheim. Die verlustreiche Supermarktkette Kaiser’s Tengelmann mit 15.000 Beschäftigten steht vor der Zerschlagung. Sowohl Edeka als auch Rewe-Chef Alain Caparros erklärten die Verhandlungen über die Rettung von Kaiser‹s Tengelmann am Donnerstagabend für gescheitert. Die »Süddeutsche Zeitung« berichtete, Tengelmann-Eigentümer Karl-Erivan Haub wolle am Freitag die Mitarbeiter darüber informieren, dass die Supermarktkette von der kommenden Woche an zerschlagen wird.

Seit Wochen gab es Verhandlungen zur Rettung von Kaiser›s Tengelmann. Grund sind erhebliche Probleme bei der geplanten Übernahme durch Edeka. Doch hatten auch zwei Krisengipfel zwischen den Chefs von Tengelmann, Edeka, Rewe sowie Vertretern der Gewerkschaft ver.di keine Lösung gebracht. Bei einem Treffen in der vergangenen Woche hatten sich die Beteiligten eine Frist bis zum nächsten Montag gesetzt, um zu einer Lösung zu kommen.

»Leider haben die Gespräche mit Rewe keine Lösung gebracht«, teilte Edeka mit. »Wir haben weitere zwei Wochen Zeit investiert, um für die Beschäftigten Gewissheit und die Umsetzung der abgeschlossenen Tarifverträge sogar durch einen Wettbewerber zu erreichen.«

Auch Caparros sagte in einer Mitteilung: »Die Gespräche über die Zukunft von Kaiser‹s Tengelmann sind gescheitert.« Rewe teilte mit, der Konzern sei dennoch bereit, Kaiser›s Tengelmann als Ganzes zu übernehmen. »Herr Haub muss nun entscheiden, ob er diese Chance noch ergreifen will oder seine nun seit zwei Jahren dauernde Verweigerungshaltung fortsetzt«, hieß es in der Mitteilung. Caparros warf Haub und Edeka-Chef Markus Mosa vor, diese hätten sich auf Kosten der Mitarbeiter von Kaiser‹s Tengelmann »verspekuliert«. Es gebe bis jetzt kein ernsthaftes, überprüfbares und rechtlich umsetzbares Angebot an Rewe für eine konstruktive Lösung.

Edeka erklärte: »Es drängt sich der Eindruck auf, dass Rewe an keiner Lösung im Rahmen der Ministererlaubnis interessiert war.« Entgegen allen öffentlichen Verlautbarungen in der Vergangenheit sei Rewe offenbar nicht bereit, zu den gleichen Bedingungen wie Edeka zumindest Teile von Kaiser›s Tengelmann zu erwerben und die Mitarbeiter entsprechend abzusichern. dpa/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -