Mindestens zwei Tote nach Explosion bei BASF
Nach Explosion geht die Suche nach Vermissten weiter / Einsatzkräfte wollen zum Unglücksort vordringen
Update 10.00 Uhr: Zwei Mitarbeiter weiter vermisst
Nach der Explosion auf dem BASF-Gelände in Ludwigshafen werden noch immer zwei Menschen vermisst. Einsatzkräfte von Werks- und Berufsfeuerwehr seien weiter auf der Suche nach den Vermissten, erklärte eine Konzernsprecherin am Dienstagmorgen. Außerdem seien sie nach dem Löschen des Feuers mit Kühl- und Sicherungsmaßnahmen beschäftigt. Anwohner waren auch am Morgen noch aufgefordert, Fenster und Türen geschlossen zu halten.
Am Montagvormittag waren mindestens zwei Mitarbeiter des Unternehmens getötet worden, als es nach einem Brand an einer Rohrleitungstrasse des Hafens zu der Explosion gekommen war. Die Ursache war am Dienstagmorgen noch unklar. Wie das Unternehmen mitteilte, brannten in der Folge Rohrleitungen mit Ethylen und Propylen. Ethylen werde unter anderem zur Herstellung von Dämmstoffen und Lösemitteln verwendet, Propylen komme bei der Produktion von Autolacken, Dispersionen und Klebstoffen zum Einsatz.
Die Einsatzkräfte wollen am Dienstagvormittag direkt zum Unglücksort vordringen. Das sagte der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz (SPD) dem Radiosender SWRinfo. Bislang hätten sie aus Sicherheitsgründen noch einen Abstand von 300 Metern zum Explosionszentrum zu wahren.
Update 16.40 Uhr: Mindestens ein Toter – sechs Menschen schwer verletzt
Bei der Explosion und den Bränden auf dem BASF-Gelände sind nach Angaben des Ärztlichen Direktors der BASF, Stefan Lang, sechs Menschen schwer und mindesten einer leicht verletzt worden. Ein Sprecher der Stadt sprach auf einer Pressekonferenz am Montagnachmittag von mindestens einem Toten. Mehrere Menschen würden noch vermisst, hieß es.
Homepage der Stadt nicht erreichbar
Nach der Explosion bei der BASF in Ludwigshafen ist die Homepage der Stadt zwischenzeitlich nicht erreichbar gewesen. Betroffen war auch die Seite der benachbarten Stadt Mannheim. Beide Städte hatten am Montag die Bevölkerung über aktuelle Entwicklungen bei dem Großeinsatz von Feuerwehr und Polizei informiert. Per Twitter veröffentlichte die Stadtverwaltung die Nummer eines Info-Telefons:
+49 621 57086000.
Gewaltige Explosion in Ludwigshafen
Eine gewaltige Explosion auf dem Gelände des Chemieriesen BASF hat Ludwigshafen erschüttert. Es würden mehrere Menschen vermisst, einige seien verletzt worden, teilten das Unternehmen und die Stadt am Montag mit. Wie schwer die Verletzungen waren, war noch nicht bekannt. Zu dem Zwischenfall kam es den Angaben zufolge am Montag gegen 11.30 Uhr im Landeshafen Nord bei Arbeiten an einer Rohrleitungs-Trasse. Im Einsatz waren Kräfte aus der gesamten Region, darunter ein Feuerlöschboot aus Mannheim und ein Erkundungswagen der Feuerwehr.
Die Ursache für die Explosion mit mehreren Folgebränden war zunächst noch unklar. Nach Angaben der Polizei in Ludwigshafen gibt es keine Hinweise auf einen Terroranschlag. Laut BASF war außerdem noch nicht bekannt, welche Stoffe sich in der Luft befanden.
Anwohner wurden aufgefordert, in ihren Häusern zu bleiben, Türen und Fenster geschlossen zu halten sowie Lüftungs- und Klimaanlagen abzuschalten. Kindergärten und Schulen in den Stadtteilen Edigheim und Pfingstweide wurden informiert, dass Kinder und Jugendliche zunächst dort bleiben sollten. Der normale Schulbetrieb ruht zurzeit jedoch in Rheinland-Pfalz wegen der Herbstferien. Der Stadt zufolge klagten in Edigheim mehrere Menschen über Atemwegsbeschwerden.
Im Norden von Ludwigshafen heulten Warnsirenen, wie eine Sprecherin der Stadt sagte. Bei der Berufsfeuerwehr sei ein Krisenstab eingerichtet worden.
Auf der Internetseite der benachbarten Stadt Mannheim hieß es, es sei nicht auszuschließen, dass eine Rauchwolke über das Stadtgebiet ziehe. Auch dort sollten die Menschen vorsichtshalber Fenster und Türen geschlossen halten. Weitere Hintergründe waren zunächst unklar. Die Feuerwehr gab eine Gefahrenwarnung heraus.
Autofahrer sollten den Bereich großräumig umfahren. Über dem Norden der Stadt stieg eine große Rauchwolke auf. Es könne zu Geruchsbelästigungen und Sichtbehinderungen in den nördlichen Stadtteilen kommen, erklärte die Feuerwehr. An einem Werkstor wurde ein Infozelt für Anwohner aufgebaut.
Im Landeshafen Nord werden nach Angaben der BASF brennbare Flüssigkeiten und unter Druck verflüssigte Gase umgeschlagen, die Menge liege jährlich bei 2,6 Millionen Tonnen. Der Hafen sei für die Rohstoffversorgung des Unternehmens von großer Bedeutung.
Mit der Rohrleitungs-Trasse, an der die Explosion ausgelöst wurde, werden nach Angaben einer BASF-Sprecherin Vorprodukte von Schiffen zu den Produktionsstätten transportiert. Aus Sicherheitsgründen wurden nach der Explosion dem Unternehmen zufolge die zwei sogenannten Steamcracker sowie weitere Anlagen am Standort heruntergefahren. Dabei hätten sich Fackeln gebildet, weil Stoffe in Leitungen verbrannt werden müssten.
Die Steamcracker sind dem Unternehmen zufolge das Herzstück des Werks, an dem eine ganze Reihe an chemischen Grundbausteinen für die Produktion entstehen. Der neuere der beiden aus dem Jahr 1980 hat eine Fläche von rund 64 000 Quadratmetern und ist damit so groß wie 13 Fußballfelder.
Dort wird mit Hilfe von Dampf (englisch: steam) Rohbenzin aufgespalten (englisch: to crack). Das BASF-Werk in Ludwigshafen ist das größte zusammenhängende Chemieareal weltweit.
In einem anderem Werk von BASF im südhessischen Lampertheim war es ebenfalls am Montag zu einer Verpuffung an einem Filter gekommen. Hierbei wurden vier Menschen verletzt und in ein Krankenhaus gebracht. Auch hier war der Grund noch unklar.
Ludwigshafen war bereits am 23. Oktober 2014 Ort einer gewaltigen Explosion gewesen. Seinerzeit explodierte eine Hochdruckgasleitung, an der Schnittstelle der Stadtteile Oppau und Edigheim. Ein Arbeiter wurde getötet, ein anderer so schwer verletzt, dass er Wochen später starb. 22 Menschen erlitten damals ebenfalls Verletzungen.
Die Arbeiter einer hessischen Firma hatten die Leitung ausgegraben, weil sie bei einer Kontrolle Unregelmäßigkeiten gezeigt hatte. Den Auftrag hatten sie vom Leitungsbetreiber Gascade, einem Gemeinschaftsunternehmen der BASF und des russischen Energieriesen Gazprom. Die Staatsanwaltschaft ermittelt in diesem Fall wegen fahrlässiger Tötung und der fahrlässigen Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion, wartet aber noch auf ein entscheidendes Gutachten. Agenturen/nd
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