Spiel mit dem Feuer
Olaf Standke über die letzte Fernsehdebatte zwischen Clinton und Trump
Sechs Minuten weniger als Hillary Clinton hat Donald Trump beim dritten TV-Duell im Rennen um das Weiße Haus geredet und sich phasenweise tatsächlich um Argumente bemüht. Doch dann sagte er den einen Satz, der ihn auch in der letzten Debatte wieder als Verlierer dastehen lässt: »Wir werden sehen, ob ich das Wahlergebnis anerkenne«, grummelte der republikanische Kandidat am Ende. Das tat selbst Al Gore, obwohl er im Jahr 2000 durchaus Grund gehabt hätte, die äußerst knappe Stimmenauszählung im entscheidenden Bundesstaat Florida zugunsten von George W. Bush anzuzweifeln. Trump aber erklärt das Votum schon mal vorab zum »abgekarteten Spiel«. Das ist nicht nur präventive Schuldzuweisung für den Fall seiner Niederlage (Clinton: »Immer wenn Donald verliert oder zu verlieren droht, schreit er, die anderen schummeln!«) Das birgt auch erheblichen gesamtgesellschaftlichen Sprengstoff. Signalisiert Trump seinen Anhängern doch: Ihr werdet betrogen. Weil einflussreiche Medien den Wahlkampf manipulierten und weil in »bestimmten Gebieten« die Stimmabgabe verfälscht werde - nämlich dort, wo der afroamerikanische Wähleranteil groß ist. Dass es der Rechtspopulist mit der Verfassung nicht so genau nimmt, weiß man, seit er ankündigte, seine Konkurrentin als Präsident in den Knast zu stecken, obwohl das gar nicht in seiner Macht stünde. Nun stellt er auch noch grundsätzlich den Wählerwillen in Frage.
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