Morddrohung gegen Katharina und Lothar König
Neonazi-Band veröffentlichte Aufruf über Lied / Linksfraktion hat Polizei und Staatsanwaltschaft eingeschaltet
Erfurt. Eine Neonazi-Band hat im Internet eine Morddrohung gegen die Thüringer LINKEN-Landtagsabgeordnete Katharina König und ihren Vater, den Jenaer Stadtjugendpfarrer Lothar König, veröffentlicht. Die Gruppe habe vor drei Tagen ein entsprechendes Lied auf dem Videoportal YouTube hochgeladen, teilte das Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft am Freitag in Jena mit. Die Sprache des Liedtextes sei die des Rechtsterrorismus, sagte Instituts-Direktor Matthias Quent.
Die rechtsradikale Hassmusikgruppe »Erschießungskommando« verbreitete mehrere Musikstücke, die unter anderem den Nationalsozialismus verherrlichen und zur Gewalt aufrufen. Auch auf das in Deutschland verbotene »Blood and Honour«-Netzwerk wird Bezug genommen. Nach Angaben der thüringischen Linksfraktion stammt die Band aus der Schweiz. In dem betreffenden Liedtext heißt es unter anderem: »Bald bist du endlich dran […] Wir warten ungeduldig, Bereit für diesen Kampf, Du wirst grausam sterben, Das ist nicht die Frage […] Vom Landtag auf die Bahre«. Das Lied wurde von Youtube mittlerweile gelöscht.
Die Ermittlungen werden derzeit noch »gegen Unbekannt« geführt, sagte eine Sprecherin des LKA der »Frankfurter Rundschau«. Die Landesmedienstelle sei zwecks einer möglichen Indizierung eingeschaltet, so eine Polizeisprecherin.
Die Fraktionsvorsitzende der LINKEN im Landtag, Susanne Hennig-Wellsow, zeigte sich entsetzt: »Es ist unfassbar, dass Neonazis ungehemmt Mordaufrufe gegen Katharina König und ihren Vater verbreiten«, sagte sie. Die Fraktion habe Polizei und Staatsanwaltschaft wegen des Aufrufs eingeschaltet und Anzeige erstattet. Die Landesregierung sei über das Lied informiert worden, weil nach Angaben des Instituts auch der Name von Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (LINKE) darin genannt wird.
Die Landtagsabgeordnete König hatte schon in der Vergangenheit Morddrohungen erhalten, allerdings nie in einer solchen Qualität. Auch im Internet wird sie immer wieder angegriffen. Sie und ihr Vater gelten als entschiedene Kämpfer gegen Rechtsextremismus. dpa/nd
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.