Frankreich will keine Flüchtlingslager dulden

Hollande erklärt Camps wie den »Dschungel« von Calais für inakzeptabel / Großbritannien will 1500 jugendliche Migranten aus Frankreich aufnehmen

  • Lesedauer: 3 Min.

Doue La Fontaine. Nach der Räumung des Flüchtlingslagers von Calais hat der französische Präsident François Hollande solche Lager als inakzeptabel für Frankreich bezeichnet. »Wir werden keine Lager mehr hinnehmen«, sagte Hollande am Wochenende beim Besuch eines Aufnahmezentrums für Flüchtlinge im zentralfranzösischen Doué-la-Fontaine. Der sogenannte Dschungel von Calais sei »nicht dessen würdig, was eine Aufnahme in Frankreich sein kann«, fügte Hollande hinzu.

Ähnlich äußerte sich Premierminister Manuel Valls, der bei einer Reise durch westafrikanische Staaten darauf hinwies, dass Deutschland im vergangenen Jahr hunderttausende Flüchtlinge aufgenommen habe. Frankreich als »Land der Menschenrechte« und fünftstärkste Wirtschaftsmacht der Welt dürfe sich nicht als »unfähig« erweisen, der Tradition als Aufnahmeland gerecht zu werden, so Valls.

In der kommenden Woche will die französische Regierung eine Lösung für die rund 2000 Flüchtlinge finden, die in wenigen Tagen ihre Zelte auf einem Boulevard im Nordosten von Paris aufschlugen. Hilfsorganisationen, wie etwa Ärzte der Welt, erklären, viele der Asylsuchenden seien nach der Schließung des Lages in Calais in die Hauptstadt gekommen. Die Regierung indes bestreitet, dass dies der Fall sei. »Das sind nicht die aus Calais, die nach Paris gegangen sind«, behauptete Hollande.

Rund um die Metrostation Stalingrad halten sich mehr als 2000 Migranten auf, überwiegend in Zelten unter freiem Himmel. Die Regierung hatte die Räumung für diese Woche in Aussicht gestellt, ein Termin ist aber noch nicht bekannt. Die Polizei kontrollierte am Montag die Papiere von Menschen in dem Camp.

Paris drückt bei der Räumung des wilden Flüchtlingslagers im Nordosten der Hauptstadt indes aufs Tempo. »Die Situation ist unerträglich geworden«, sagte der für Wohnen zuständige Beigeordnete der Pariser Bürgermeisterin, Ian Brossat, am Montag dem Sender Franceinfo. »Sie ist eine Schande für unser Land.«

Der Staatspräsident erklärte, er habe mit der britischen Premierministerin Theresa May gesprochen, um eine Aufnahme für rund 1500 Minderjährigen zu erreichen, die bei der Auflösung des »Dschungels« angetroffen und in einem vorläufigen Aufnahmezentrum untergebracht wurden, sagte Hollande. Die britische Regierung erklärte, in den kommenden Wochen würden »mehrere hundert Kinder und Jugendliche« von Calais aus nach Großbritannien gebracht.

Die französischen Behörden hatten am vergangenen Montag mit der Räumung des slumähnlichen Flüchtlingslagers am Ärmelkanal begonnen. Tausende Flüchtlinge wurden in Aufnahmezentren im ganzen Land verteilt. Minderjährige Flüchtlinge wurden in Wohncontainern am Rande des »Dschungels« untergebracht. Nach der vollzogenen Räumung sollen die Reste des Lagers nun umgehend beseitigt werden. Agenturen/nd

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