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Krankenhaus-Kahlschlag abgelehnt

Marburger Bund warnt vor weiterer Unterfinanzierung der deutschen Kliniken

  • Ulrike Henning
  • Lesedauer: 3 Min.

Deutschland habe zu viele Kliniken und Krankenhausbetten, heißt es. Immer wieder gibt es Vorschläge, hier zu reduzieren, um dann bessere Leistungen nur noch zentralisiert anzubieten. Der Marburger Bund wehrt sich allerdings gegen solche Kahlschlagpläne.

Davon gibt es gerade wieder neue: So monierte die Nationale Akademie der Wissenschaften (Leopoldina) in einem aktuellen Thesenpapier unterdurchschnittliche Ergebnisse der deutschen Kliniken. Wenige neue Krankenhäuser sollten bleiben, so die Schlussfolgerung; die kleineren, uneffizienten dagegen geschlossen werden. Vorbild könnte Dänemark sein, wo ein Krankenhaus auf 250 000 Einwohner kommt. Nach diesem Maßstab blieben in der Bundesrepublik 330 Häuser von etwa 2000 übrig, diese aber alle mit »CT, MRT (Magnetresonanztomographie) und Fachärzten für Innere Medizin/Kardiologie, Allgemeinchirurgie, Unfallchirurgie und Anästhesie/Intensivmedizin«, so die Lepoldina. Und das alles 24 Stunden am Tag, sieben Tage pro Woche.

Von einem so radikalen Schnitt will der Marburger Bund nichts wissen: Anlässlich seiner am Freitag und Sonnabend in Berlin stattfindenden Hauptversammlung wies Rudolf Henke, Vorsitzender der Organisation, den Vorschlag zurück. Bei Umsetzung würde er zu einer »harten Rationierung und Unterversorgung« führen. Henke nannte als Gegenargument einen Fakt, der ebenfalls im Leopoldina-Papier zu finden ist: Die Dänen hätten zur Umgestaltung ihres Krankenhaussektors pro Bürger 1000 Euro investiert. In Deutschland wären für ein analoges Verfahren über 80 Milliarden Euro nötig, so der Internist und CDU-Politiker. Immerhin habe der Vorschlag der Akademie auch sein Gutes: Er mache deutlich, dass die Krankenhäuser Investitionen bräuchten.

Hier versagen bisher die Bundesländer. Einem Investitionsbedarf von jährlich sieben Milliarden Euro standen 2014 real nur insgesamt 2,8 Milliarden Euro an Investitionen aus föderaler Quelle gegenüber. Henke verwies darauf, dass die Lücke nicht auf Dauer durch Betriebskosteneinsparungen - etwa beim Personal - geschlossen werden könne. Jedoch sei auch die Stabilisierung der Betriebsmittel nach dem neuen Krankenhausstrukturgesetz in mehreren Punkten noch nicht gesichert, zumindest nicht für das laufende Jahr. Eine Einigung zwischen den Krankenkassen und den Kliniken sei etwa für die Vergütung ambulanter Notfallleistungen noch nicht erzielt worden.

Zur Zukunft des stationären Sektors erklärte Henke, dass weiter mit Bettenabbau und einer Konzentration zu rechnen sei. Die Patienten selbst sollten jedoch die Auswahl treffen, welche Krankenhäuser zu erhalten seien. Dafür müsse die Qualität transparenter werden. Präzisere Qualitätsberichte sollten etwa auch die Personalausstattung der spezialisierten Abteilungen umfassen. Der Staat sollte sich hier nicht einmischen. Bei kleineren Krankenhäusern dürften hingegen die Landräte nicht einerseits Wünsche nach besserer Ausstattung äußern und gleichzeitig Mittel verweigern.

Auf seiner Hauptversammlung berät der Marburger Bund, in dem vor allem angestellte und verbeamtete Ärzte organisiert sind, auch den Wandel des eigenen Berufsbildes. Dazu gehört die Integration ausländischer Kollegen und Kolleginnen. Fast 38 000 von ihnen arbeiten bereits an deutschen Kliniken. Sie kommen vor allem aus Syrien, Rumänien, Russland, Bulgarien und Ägypten, ebenso aus EU-Staaten. Der Marburger Bund unterstützt sie unter anderem bei der Anerkennung ihrer Abschlüsse sowie in Vertragsfragen. Henke sprach sich deutlich dagegen aus, Ärzte nach Deutschland zu locken und sie dann zu Dumpingkonditionen arbeiten zu lassen.

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