Hooligans gehen auf Grünen-Chef los
Sachsen-Chef Jürgen Kasek und seine Begleiter von rechten Anhängern des Fußballvereins Lok Leipzig während Bahnreise attackiert
Egal ob Bautzen, Dresden, Heidenau oder Leipzig: Bei den fast wöchentlichen Meldungen über Pegida-Aufmärsche, Übergriffe auf Asylsuchende und andere rechte Umtriebe aus Sachsen könnte man auf den Gedanken kommen, die Unvernunft hätte im Freistaat gesiegt. Eine progressive Gegenkraft hat es mit Grünen und LINKEN im Landtag bei nicht einmal einem Viertel der Sitze schwer gegen eine CDU, die innerhalb der Union weit rechts steht und deshalb auf selbigem Auge blind scheint.
Der Grünen-Landesvorsitzende Jürgen Kasek prangert seit Jahren diese akute Sehschwäche an und macht sich mit seinem Engagement gegen die Pegidas, AfDler und freien rechten Kräfte im Freistaat viele Feinde. Erst am Sonntag musste er auf dem Weg von Erfurt nach Leipzig erleben, was der Preis ist, wenn man Gesicht für die Demokratie zeigt: Kasek und seine Parteifreundinnen, die Bundestagsabgeordnete Monika Lazar und die Leipziger Kreisvorstandssprecherin Christin Melcher, wollten am Bahnhof Naumburg gerade eine Regionalbahn besteigen, als rechte Hooligans vom Fußballclub Lok Leipzig die Drei erkannten und anfingen zu pöbeln.
Die Stimmung sei »extrem aggressiv« gewesen, berichtet Kasek, der sogar eine Flasche an den Kopf geworfen bekam. Offenbar mit der Situation überfordert, verwies die Polizei am Ende die Grünen-Politiker des Zuges. Besonders aus der Leipziger Naziszene wird der Rechtsanwalt wiederholt bedroht. Erst vor einer Woche veröffentlichte Kasek einen Drohbrief, indem Unbekannte ein »Kopfgeld« von 10 000 Euro auf ihn aussetzten. Man müsse dem Politiker einen »Denkzettel« verpassen.
Aus den Reihen des Pegida-Ablegers Legida musste sich der Grünenchef im Sommer den Vorwurf anhören, er sei für einen »versuchten Mordanschlag« auf einen Ordner mitverantwortlich. Vor Gericht nahm Legida diese Behauptung aber zurück. Gleichzeitig geht der Anwalt juristisch gegen Rechte vor, erstattete unter anderem gegen Lutz Bachmann Anzeige wegen Volksverhetzung. Auch im aktuellen Fall will Kasek sich juristisch wehren, damit der Rechtsstaat eine Chance hat.
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