Fintechs revolutionieren die Finanzwelt nicht
Startups wollen lieber mit Banken und Versicherungen zusammenarbeiten, als sie zu verdrängen
München. Wer hofft, dass die Macht der Banken bald durch Startups gebrochen wird, tut dies vergebens. Viele der innovativen Softwarefirmen in der Finanzbranche (»Fintechs«) glauben nicht, dass die jungen Herausforderer Banken und Versicherungen in Zukunft ersetzen können. Stattdessen setzen viele von ihnen einer neuen Studie von Roland Berger zufolge auf Kooperation mit den etablierten Unternehmen. Die Münchner Unternehmensberater befragten 248 Fintech-Unternehmen in 18 europäischen Ländern. Zwei Drittel von ihnen gaben an, neue Unternehmen würden die Etablierten der Branche nicht ersetzen können.
Der Großteil der Fintechs arbeitet nach der Studie auch gar nicht an dem Ziel, die etablierte Finanzindustrie überflüssig zu machen. 86 Prozent der von den Unternehmensberatern befragten Fintechs hoffen auf Zusammenarbeit mit etablierten Banken und Versicherungen. Die kleinen Softwareunternehmen sind häufig damit beschäftigt, Lösungen für einzelne Probleme der Digitalisierung im Finanz- und Versicherungssektor anzubieten - mit der Hoffnung, dafür Abnehmer bei den etablierten Häusern zu finden.
»Wir haben im Finanzsektor viele Institute mit sehr alten Datenverarbeitungssystemen, zum Teil 25 bis 30 Jahre alt«, sagt Wolfgang Hach, einer der Studienautoren bei Roland Berger. »Versicherungen haben einen hohen Anteil selbstentwickelter Software. Da kann die Erneuerung der IT- und Systemlandschaft sehr herausfordernd sein.«
Das größte Wachstumspotenzial sieht die Fintech-Branche demnach in den Bereichen Investition und Vermögensverwaltung, Zahlungsdienstleistungen und dem sogenannten Crowdfunding - die Suche nach Kreditgebern für neue Ideen und Investitionen im Internet. Doch dass diese Technik den großen Banken gefährlich werden könnte, dass bezweifeln die Autoren der Studie. Crowfunding ist dafür noch ein zu kleiner Markt, die weitere Entwicklung noch mit zu vielen Fragezeichen behaftet. dpa/nd
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.