Gegen kein Gesetz verstoßen

Sebastian Weiermann über den Freispruch für die »Scharia-Polizei«

  • Sebastian Weiermann
  • Lesedauer: 1 Min.

In Wuppertal waren vor zwei Jahren selbst ernannte »Scharia-Polizisten« auf Streife gegangen. Sie forderten Jugendliche auf, von Alkohol, Glücksspiel und Musik die Finger zu lassen und ein Leben nach strengen islamischen Regeln zu führen. Am Montag wurden die Islamisten vom Landgericht Wuppertal freigesprochen. Das ist kein Wunder. Das Landgericht hatte es abgelehnt, den Prozess zu führen, die Staatsanwaltschaft sich beschwert - der Prozess musste geführt werden.

Nun ist es wahrlich nicht erfreulich, wenn sich islamistische Sittenwächter in Warnwesten gehüllt aufspielen, jungen Menschen zu sagen, wie sie sich verhalten sollen. Es ist unangenehm und die dahinterstehende salafistische Ideologie ist menschenverachtend. Aber die Salafisten haben gegen kein geltendes Gesetz verstoßen. Weder ist Missionierung verboten, wie die allgegenwärtigen Stände der Zeugen Jehovas belegen, noch sind Provokationen verboten. Die Salafisten haben nicht versucht, ein islamisches Recht durchzusetzen, sie haben auf ihre Ideale aufmerksam gemacht. Um diese Form von Islamismus zu bekämpfen braucht es nicht das Strafrecht, sondern eine inhaltliche Auseinandersetzung. Wie ein Mensch leben will, sollte man ihm selbst überlassen, von wem er sich dabei beeinflussen lässt, auch.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!