Werbung

Die Connection in Hannover

Carsten Maschmeyer hat sein Geld mit dubiosen Finanzgeschäften gemacht

  • Hermannus Pfeiffer
  • Lesedauer: 3 Min.

Carsten Maschmeyer (57) ist eine der schillernsten Figuren der deutschen Wirtschaftsgeschichte. Der Finanzexperte will der Privatbank Sarasin in Basel 40 Millionen Euro anvertraut haben, ohne zu merken, dass diese das Geld in einen »Cum-Ex«-Fonds anlegte, um von einem Steuerschlupfloch in Deutschland zu profitieren. Solch rechtlich umstrittene Leerverkäufe lehnt Maschmeyer angeblich ab.

Als der Fiskus die Lücke schloss, wurde der Fonds zum Auslaufmodell. Von der investierten Summe soll die Bank nur 21 Millionen Euro zurückgezahlt haben. Via Medien und Anwälten forderte Maschmeyer die restlichen 19 Millionen zurück. 2015 einigte man sich laut Schweizer Zeitungen auf eine Ausgleichszahlung von zehn Millionen Euro. Zur »Koalition der Gierigen« (»Stern«) gehörten auch Maschmeyers Ehefrau, die Schauspielerin Veronica Ferres, und der Fußballtrainer Mirko Slomka. Man kennt sich aus der niedersächsischen Landeshauptstadt.

Auch Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) war Teil dieser »Hannover-Connection«. Dessen Wahlkampagne 1998 hatte Maschmeyer mit einer Anzeigenserie unterstützt, um Schröders Lager gegen die SPD-Linke um Oskar Lafontaine zu stärken. Für die Rechte an Schröders Memoiren soll der Milliardär zwei Millionen Euro an den Politiker gezahlt haben. Zur Hannover-Connection wird auch die CDU-Politikerin und Bundesministerin Ursula von der Leyen gezählt, die Maschmeyer an der Universität kennengelernt hatte.

Zu seinem Reichtum war der gescheiterte Medizinstudent durch den Allgemeinen Wirtschaftsdienst (AWD) gekommen. Den gründete Maschmeyer 1988 in Hannover. Die Geschäftsidee des erfolgreichen Verkäufers, der zeitweilig in einem Kinderheim aufwuchs, war dabei die Unabhängigkeit von einzelnen Banken, Versicherern und Anlagefonds. Seine »Berater« verkauften aber aus Sicht von Verbraucherschützern Finanzprodukte von zweifelhaftem Ruf. Kritisiert wurde auch der hierarchische Aufbau von »Strukturvertrieben« wie AWD, DVAG oder OVB. Bei letzterem hatte Maschmeyer sein Geschäft gelernt. Kritisiert wurde auch der extreme Leistungsdruck in solchen Drückerkolonnen.

Maschmeyer - Autor des Bestsellers »Die Millionärsformel« - ist in der Schweizer Wirtschaft bestens bekannt. Nach dem Börsenkrach im März 2000 stagnierte das Neukundengeschäft der Strukturvertriebe. Die EU-Richtlinie für Finanzvermittler verschärfte die Bedingungen für die Finanzmakler. 2008 verkaufte Maschmeyer die AWD-Gruppe für 1,9 Milliarden Franken (etwa 1,5 Milliarden Euro) an den Versicherungskonzern Swiss Life.

Seither betätigt er sich als Fan des Fußballzweitligisten Hannover 96, gründete ein auf Biotechnologie ausgerichtetes Pharmaunternehmen und eine Investmentgesellschaft, die sich an Start-ups beteiligt. In der Firmengründer-Castingshow »Die Höhle der Löwen« des Privatsenders Vox fungierte er als Jurymitglied.

Klein-Klein ist nicht seine Welt. Seine Maschmeyer Group unterstützt laut Firmenangaben »Großkonzerne« auf nationaler und internationaler Ebene, insbesondere Banken und Versicherungen, bei der Identifizierung und Analyse sowie der Weiterentwicklung von Marketing- und Vertriebsstrategien. Am Donnerstag soll Maschmeyer vor dem Untersuchungsausschuss des Bundestages über die »Cum-Ex«-Fonds aussagen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.