Verhärtete Fronten im Luftkampf

Piloten streiken den dritten Tag in Folge

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Frankfurt am Main. Im Tarifstreit zwischen der Pilotengewerkschaft Cockpit (VC) und der Lufthansa zeichnet sich keine Entspannung ab. Nachdem am Mittwoch rund 900 Flüge ausgefallen waren, gab es am Donnerstag sogar noch ein paar mehr Streichungen, über 215.000 Passagiere mussten umplanen. Auch am Freitag sollen die Arbeitsniederlegungen weitergehen - dann anders als bisher nur auf Kurzstrecken in Deutschland. 830 Flüge fallen aus, Langstreckenflüge sollen aber wie geplant starten können.

Dass die beiden Streitpartner schnell zu einer Lösung kommen, ist nicht zu erwarten: Die VC lehnt eine Schlichtung nach Angaben vom Donnerstag weiter ab. Beim Lufthansa-Management sei bisher »nicht einmal die grundsätzliche Bereitschaft zu einer fairen Gehaltsanpassung zu erkennen«, sagte Sprecher Jörg Handwerg den »RuhrNachrichten« (Donnerstag). »Solange sich diese Einstellung nicht ändert, macht auch eine Schlichtung wenig Sinn.« Es drohe ein »harter Arbeitskampf«.

Cockpit verlangt rückwirkend ab Mai 2012 Lohnerhöhungen von jährlich 3,66 Prozent. Durch den langen Zeitraum beläuft sich die Forderung insgesamt auf knapp 20 Prozent. Die Lufthansa bot zuletzt 2,5 Prozent mehr Gehalt - allerdings nicht für jedes Jahr. »0,3 Prozent mehr Gehalt pro Jahr sind nicht akzeptabel«, kritisierte Handwerg. Zudem solle selbst diese Erhöhung »an anderer Stelle wieder kompensiert« werden. Seit 2014 verhandeln die Piloten. Es ist seitdem bereits der 14. Ausstand.

Auch bei Deutschlands größter Airline ist von Entgegenkommen nicht viel zu spüren. Lufthansa-Vorstandsmitglied Harry Hohmeister sagte, die VC-Forderung sei »völlig überzogen«. Er hoffe auf eine schnelle Rückkehr an den Verhandlungstisch und würde auch eine Schlichtung begrüßen. »Wir werden langfristig Sozialpartner bleiben. Und wir werden uns am Ende einigen müssen«, so Hohmeister.

Gleichzeitig setzt der Konzern die Gewerkschaft unter Druck: Eine zwischenzeitlich ruhende Schadenersatzklage über 60 Millionen Euro werde weiterverfolgt, sagte ein Lufthansa-Sprecher am Mittwoch. Die Forderung bezieht sich auf die erste Streikrunde aus dem April 2014, die vom Unternehmen als unrechtmäßig eingeschätzt wird. Lufthansa hatte die Klage ruhen lassen, um die Gespräche damals nicht zu belasten. Das hat sich nun anscheinend erledigt. Eine erfolgreiche Forderung würde VC überschulden. Allerdings haben Gerichte bislang äußerst selten entschieden, dass Gewerkschaften nach Arbeitskämpfen Schadenersatz leisten müssen.

Der CDU-Wirtschaftsflügel forderte indes ein Gesetz zur Zwangsschlichtung von Tarifkämpfen. Das würde aber die gesetzlich festgelegte Tarifautonomie beschneiden. Das letzte Mal gab es die Möglichkeit zur Zwangsschlichtung in der Weimarer Republik. Agenturen/nd

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