Erst protzen, dann kotzen

Christian Baron sieht die deutsche Kunstdiplomatie gegen die Wand fahren

  • Christian Baron
  • Lesedauer: 1 Min.

Sollen sie ihre Bilder doch verdammt noch mal behalten, diese Antisemiten! Ganz so hart würde es Hermann Parzinger sicher nicht formulieren. Die Einlassungen des Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz zur verschobenen Ausstellung »Die Teheran-Sammlung« in Berlin gehen aber in diese Richtung. Den iranischen Behörden unter Androhung einer Absage mitzuteilen, sie müssten bis Januar die Ausfuhrgenehmigung für die Gemälde erteilt haben, erschwert die Beziehungen zwischen Deutschland und Iran - und wirft auf die hiesige Diplomatie kein gutes Licht.

Denn eigentlich sollte dieses Kunstevent vor allem die bilateralen Verhältnisse weiter entspannen. Monatelang prahlte Außenminister Steinmeier, ihm sei ein Coup gelungen. Tatsächlich wären Kunstbegeisterten damit endlich viele bisher unter Verschluss gehaltene Meisterwerke zugänglich gemacht worden. Scheinbar aus heiterem Himmel fiel dann auf, dass der Teheraner Museumsdirektor, diplomatisch ausgedrückt, ethisch flexibel und die iranische Kulturpolitik personell instabil ist. Die neue deutsche Haltung zur Sache: Pflichtschuldig stellt man Brechreiz zur Schau, als sei irgendwer überrascht, dass man es auf der anderen Seite teilweise mit Antisemiten zu tun hat. Am Ende macht das kindische Ultimatum alles nur noch schlimmer. Aus Steinmeiers Coup könnte Parzingers GAU werden.

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