Ärger in Aue
Team und Klubführung des FC Erzgebirge in der Krise
Im Erzgebirge ist es beim Fußball-Zweitligisten Aue mitten in der Adventszeit ungemütlich wie lange nicht. Nach der turbulenten Mitgliederversammlung und den Vorwürfen an Klubpräsident Helge Leonhardt ist der Frust durch die bittere 0:4-Heimpleite gegen den VfB Stuttgart noch weiter angewachsen. Jetzt wollen sich die Sachsen irgendwie in die Winterpause retten. Bis dahin soll es auch keine Diskussionen um den Posten von Aufstiegstrainer Pavel Dotchev geben. »Nach zwei Spielen ist Winterpause und dann ist Trainingslager. Schauen wir mal, was bis Weihnachten passiert«, sagte ein sichtlich frustrierter Präsident Leonhardt.
Kurios: Die Dotchev-Elf hatte gegen den Bundesligaabsteiger aus Stuttgart mehr Torschüsse, mehr Ballbesitz, mehr gewonnene Zweikämpfe - und am Ende stand es 0:4. In den vergangenen sechs Spielen holte Aue einen einzigen Punkt und befindet sich auf rasanter Talfahrt. 32 Gegentore sind ein trauriger Ligarekord.
Dennoch gibt es auch Gründe, an Dotchev festzuhalten. Zum einen wirkt die Mannschaft intakt. Sie machte auch gegen die Stuttgarter über weite Strecken ein ordentliches Spiel. »Der Unterschied ist, dass Stuttgart in der Tabelle oben und wir unten stehen«, konstatierte der Trainer. Stuttgart war kaltschnäuziger, verwandelte vier seiner sechs Torschüsse - Aue vergeigte alle 15. Auch das Verhältnis zwischen der Mannschaft und dem Trainer ist intakt. »Die Trainerdiskussion bringt unnötige Unruhe in den Verein. Wir sind mit dem Trainer aufgestiegen. Das hätte letztes Jahr kein Mensch gedacht«, betonte Stürmer Nicky Adler. Ähnlich äußerten sich auch schon andere Spieler. Auch die Fans stehen hinter dem Coach.
Dotchev musste sich nach dem Spiel gegen Stuttgart wieder einmal über das Defensivverhalten seiner Mannschaft ärgern. »Das geht gar nicht. Wir bekommen viel zu einfache Gegentore«, unterstrich er. Und vorn im Angriff wurde Pascal Köpke vermisst. Der Sieben-Tore-Stürmer, der wegen Adduktorenproblemen gegen den VfB passen musste, soll am Sonnabend in Kaiserslautern wieder einsatzbereit sein. Die Ersatzstürmer Martin Toshev, Dimitrij Nazarov und Max Wegner konnten bislang keine Zweitligaqualität nachweisen. In der Winterpause will sich der Klub verstärken.
Ob Pavel Dotchev dann noch Trainer ist? Helge Leonhardt jedenfalls bleibt Präsident. Das gab er am vergangenen Mittwoch in einer Erklärung bekannt - trotz der Anfeindungen auf der turbulenten Mitgliederversammlung. »Die Priorität für den Verein ist die Fortsetzung des geordneten Tagesgeschäfts und die Vermeidung von Chaos«, sagte Leonhardt.
Während der Mitgliederversammlung waren den Brüdern Helge und Uwe Leonhardt (Ex-Präsident) sowie deren Cousin Wolfgang, der im Ehrenrat des Vereins sitzt, »Vetternwirtschaft« und »Lügen« vorgeworfen worden. Zudem musste die Vereinsführung mitteilen, dass das vergangene Geschäftsjahr mit einem Minus von etwas mehr als einer halben Million Euro abgeschlossen wurde. Das soll vor allem aus den gezahlten Aufstiegsprämien in Höhe von 900 000 Euro resultieren. dpa/nd
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