Bleischwere Erleichterung

Katja Herzberg findet an Van der Bellens Sieg nur bedingt Gefallen

  • Katja Herzberg
  • Lesedauer: 1 Min.

Im ersten Moment war die Erleichterung groß: Die Österreicher brachten es doch nicht fertig, erstmals in der Geschichte ihres Landes einen Rechtsradikalen zum Staatsoberhaupt zu machen. Daran haben vor allem die Kandidaten selbst ihren Anteil - mit Hetztiraden von FPÖler Norbert Hofer und Vernunftreden des Ex-Grünenchefs Alexander Van der Bellen -, aber auch die vielen Politiker und mehr oder weniger Prominenten, die sich gegen den Blauen ausgesprochen hatten.

Glaubt man den Umfragen, war für die Wähler jedoch nicht die »Angstmache«, von der nun ausgerechnet FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache schwadroniert, ausschlaggebend. Es war das Amtsverständnis der Österreicher von »ihrem« Bundespräsidenten. Offenbar ist die Mehrheit der Wähler eben nicht europafeindlich eingestellt und hofft auf einen überparteilichen Präsident Van der Bellen.

Klar ist aber auch, dass nicht Van der Bellen den Zaun zu Ungarn und Italien bauen muss - darum haben sich schon andere gekümmert. Die einstigen Volksparteien SPÖ und ÖVP machen längst FPÖ-Politik. Die Erleichterung über Van der Bellens Sieg wiegt denn auch bleischwer, führt man sich vor Augen, dass die FPÖ ihr bislang stärkstes Wahlergebnis erzielt hat. So wird sie trotz dieser Niederlage Österreich weiter mitregieren.

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!