LINKE profitiert vom Trump-Effekt
Auch SPD und Grüne registrieren seit der US-Wahl einen deutlichen Anstieg ihrer Neumitgliederzahlen
Was wird aus der Welt? Was wird aus uns? Diese Frage stellen sich einen Monat nach der Wahl Donald Trumps zum künftigen US-Präsidenten hierzulande offenbar immer mehr Menschen. Doch bei sorgenvollen Blicken in die Zukunft bleibt es nicht. Immer mehr Menschen wollen sich politisch engagieren. Seit dem überraschenden Wahlsieg des umstrittenen Milliardärs registrieren deutsche Parteien ein Vielfaches an Neumitgliedern, wie die »Rheinische Post« am Dienstag berichtete.
Größter Profiteur dieses »Trump-Effekts« ist den Angaben zufolge die Linkspartei. Die Zahl an Eintritten habe sich nach Angaben der Partei im vergangenen Monat vervielfacht. Während die LINKE in einer durchschnittlichen Woche zehn Anträge auf Mitgliedschaft erhalte, seien es in den sieben Tagen nach der US-Wahl 314 gewesen. Und dies sind nur die Zahlen, die sich auf das Onlineformular der Parteiwebsite beziehen. Anträge bei den Kreisverbänden sind dabei noch nicht berücksichtigt.
Dass hier noch mit einigen zusätzlichen neuen Genossen zu rechnen ist, zeigen Beispiele aus Sachsen und Bayern. So teilte die Linkspartei im Süden der Republik mit, in den zwei Wochen nach dem 8. November 50 Eintrittserklärungen erhalten zu haben. Zwei Drittel der Neumitglieder seien unter 35 Jahre alt gewesen, so Ates Gürpinar, Landessprecher der bayerischen LINKEN. Inzwischen zähle der Landesverband fast 2600 Mitglieder. Gürpinar sagte allerdings auch, der Trend sei schon länger zu beobachten. »Seit dem Entstehen der Initiativen zur Hilfe für Geflüchtete auf der einen Seite und dem sich entwickelnden Rechtsruck auf der anderen Seite gibt es viele junge Menschen, die mit ihrem Eintritt Farbe bekennen wollen.«
Bei den Genossen in Sachsen fragen sie sich: »Ist das der Trump-Schock? Oder ist die Zeit einfach reif für eine neue linke Bewegung in Gesellschaft und im Parlament?« Fakt zumindest ist, dass die LINKE im Freistaat innerhalb der ersten Woche nach der Wahl 14 Neumitglieder begrüßen konnte. Bis Anfang Dezember waren es sogar 40 Genossen.
Einen klaren Zuwachs an Mitgliedern registriert auch die SPD: Im November seien bundesweit fast doppelt so viele Menschen in die Partei eingetreten als üblich. Konkret seien es 1850 Neugenossen gewesen, normal sind etwa 1000 Anträge. Die Sozialdemokraten verzeichneten hierbei einen ähnlichen Trend wie die LINKE: 1400 neue Mitglieder hätten den Antrag im Internet gestellt und seien in der Mehrheit unter 35 Jahren. Besonders stark sei der Effekt direkt nach der US-Wahl aufgefallen: Allein in den ersten drei Tagen hätten sich 500 Menschen gemeldet.
Die Grünen konnten eine ähnliche Mobilisierung beobachten: In den ersten drei Tagen nach Trumps Wahlsieg hätten 260 Personen ihre Mitgliedschaft erklärt. Üblich seien 100 Eintritte – allerdings innerhalb von einer Woche. Ob die Steigerung tatsächlich mit Trump zusammenhängt, wollte die Partei nicht bestätigen. Der Anstieg könnte auch mit dem Bundesparteitag Mitte November im Zusammenhang stehen und der damit verbundenen stärkeren öffentlichen Aufmerksamkeit.
Gar nicht profitiert hat dagegen die Union: Sowohl bei der CSU als auch CDU sei kein Trump-Effekt zu beobachten gewesen, hieß es aus beiden Parteien. Dafür habe aber die Entscheidung Angela Merkels für eine erneute Kandidatur als Kanzlerin das Interesse einiger Menschen geweckt. In den Tagen nach Bekanntwerden hätten die Christdemokraten 60 neue Mitglieder via Onlineformular begrüßt, üblich seien 15.
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