Dreimal groß!

Alexander Ludewig kritisiert die Scheinheiligkeit der FIFA

Teilhabe statt Ausgrenzung: Die FIFA tut scheinbar Gutes. Gleich 16 weiteren Nationen will der Weltverband ermöglichen, ab 2026 bei einer Fußball-WM zu spielen. Oder wie es FIFA-Boss Gianni Infantino umschreibt: »48 Teams dürfen dann zur Party kommen.« Die WM sei eben »ein soziales Event«.

Tatsächlich spricht aber wieder mal einiges dagegen, dass sozialer Sinn das Handeln der FIFA bestimmt. An erster Stelle steht das Geld. 2015 musste der Weltverband erstmals seit 2002 einen finanziellen Verlust verbuchen: 110 Millionen Euro. Bis 2018, also im Vierjahreszeitraum von WM zu WM, wird mit einem Minus von mehr als 520 Millionen Euro gerechnet. Skandale kosten! Wachstum soll helfen. Durch die Erweiterung des Teilnehmerfeldes werden neue Märkte erschlossen - mehr Sponsoren, mehr Einnahmen durch Vermarktung, vor allem der Fernsehrechte. Für die Akquise wurde Anfang Oktober mit Philippe Le Floc’h schon ein ausgewiesener Fachmann, inklusive zweifelhafter Vergangenheit, als Handelsdirektor angestellt.

»Die große, große, große Mehrheit neigt zu den 48 Teams mit den 16 Dreiergruppen«, sagte Infantino am Donnerstag. Dreimal groß! Nicht zufällig warb der FIFA-Boss so vehement für sein favorisiertes Modell, Anfang Januar entscheidet das FIFA-Council über den neuen WM-Modus. Auch nicht zufällig tat er dies in Singapur, auf einem Treffen der FIFA mit dem asiatischen Fußballverband. Denn einerseits war die Vergrößerung des Teilnehmerfeldes Infantinos größtes Versprechen im Präsidentschaftswahlkampf. Andererseits stand damals im Februar Asien mehrheitlich auf der Seite seines Gegners Scheich Salman bin Ibrahim Al-Khalifa. Nun herrscht Einigkeit: »Sie befürworten die Aufstockung sehr. Alle, einstimmig - alle, die hier waren«, verkündete Infantino.

Wie viel mehr Gerechtigkeit im neuen Modell steckt, weiß die Welt noch nicht. Wird trotz Erweiterung Europa immer noch 40 Prozent der Teilnehmer stellen? Dass die Großen und Reichen weiterhin bevorzugt werden sollen, ahnt man. Künftig 80 WM-Spiele, 16 mehr als bei 32 Teams, sollen keine zusätzliche Belastung für die Klubs bringen, behauptet Infantino. Damit kann er nur die mächtigen und einflussreichen europäischen Vereine meinen.

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