Putins Sportzarin

Personalie

  • Sebastian Bähr
  • Lesedauer: 2 Min.

Der Chefposten des russischen Leichtathletikverbandes war ihr dann wohl doch zu viel. Die ehemalige Stabhochspringerin Jelena Issinbajewa zog am Freitag überraschend ihre Kandidatur zurück. Sie begründete den Schritt mit weiteren Verpflichtungen: Kürzlich wurde die 34-Jährige zur Aufsichtsratsvorsitzenden der russischen Antidoping-Agentur Rusada gewählt. Im Gegensatz zu vielen Landsleuten konnte ihr nie eine Leistungsmanipulation nachgewiesen werden.

Issinbajewas erklärtes Ziel ist es nun, der Rusada wieder Anerkennung zu verschaffen. Die zweimalige Olympiasiegerin hatte ihre Karriere beendet, nachdem das russische Leichtathletikteam von den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro 2016 ausgeschlossen worden war. Auf die Kollektivstrafe reagierte sie mit harter Kritik. Für die russische Whistleblowerin Julia Stepanowa forderte sie eine lebenslange Sperre.

Issinbajewa übersprang als erste Frau die Höhe von fünf Metern, lange Zeit war sie ein Weltstar in der Leichtathletik. Drei Mal wurde sie Weltmeisterin, einmal gewann sie die Europameisterschaft. Wegen ihrer Schwangerschaft pausierte sie für 18 Monate, jedoch mit dem Ziel, bei Olympia in Rio wieder antreten zu können. Doch daraus wurde nichts.

Großes Aufsehen erregte die in Wolgograd Geborene mit politischen Äußerungen. Bei der Weltmeisterschaft 2013 in Moskau kritisierte sie ausländische Sportler, die gegen Russlands Anti-Homosexuellen-Gesetze protestierten. »Jeder kann hier teilnehmen, aber für eine homosexuelle Beziehung zu werben, ist respektlos gegenüber unseren Bürgern«, hatte sie erklärt. Issinbajewa werden zudem gute Kontakte zu Wladimir Putin nachgesagt - in russischen Medien nennt man sie »Zarin«. Das nationale Fernsehen zeigte die Athletin, wie sie russische Soldaten in Syrien beim Sport anleitete. Ihrer Karriere scheint es förderlich zu sein: Medienberichten zufolge ist die 34-Jährige auch für den stellvertretenden Vorsitz des Nationalen Olympischen Komitees im Gespräch.

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