VW schließt Vergleich in Kanada
Konzern zahlt umgerechnet rund 1,5 Milliarden Euro an Diesel-Autobesitzer
Ottawa. Im Abgasskandal um seine Dieselfahrzeuge hat der Volkswagen-Konzern in Kanada einen milliardenschweren Vergleich ausgehandelt. Für die gut 100 000 betroffenen Besitzer von Autos mit Zwei-Liter-Diesel-Motoren sollen insgesamt 2,1 Milliarden kanadische Dollar (rund 1,5 Milliarden Euro) fließen, wie die Wettbewerbsbehörde in Ottawa am Montag mitteilte. Der Vergleich muss demnach noch gerichtlich gebilligt werden. In Kanada wie in den USA stehen außerdem Vergleiche zu Drei-Liter-Motoren noch aus.
Der kanadischen Wettbewerbsbehörde zufolge soll jeder betroffener Fahrer eines Dieselautos mit Zwei-Liter-Motor zwischen 5000 und 8000 kanadische Dollar erhalten, abhängig vom Fahrzeugmodell. Zugleich können die Besitzer demnach wählen, ob ihr Wagen repariert, von VW zurückgekauft oder gegen ein anderes Fahrzeug umgetauscht werden soll. Insgesamt geht es um rund 105 000 Autofahrer. Laut der Wettbewerbsbehörde handelt es sich um »einen der größten Konsumentenvergleiche in der kanadischen Geschichte«.
Die Behörde hatte sich in die Angelegenheit eingeschaltet, weil sie dem Wolfsburger Konzern vorwirft, in seiner Werbung für die Dieselautos »falsche oder irreführende Marketingbehauptungen in Bezug auf die Umweltfreundlichkeit« gemacht zu haben. Von Volkswagen und den klagenden Autobesitzern gab es zunächst keine Stellungnahme zu dem ausgehandelten Vergleich.
Weiter offen ist die Frage, wie viel der Autokonzern in Kanada und den Vereinigten Staaten für die betroffenen Autos mit Drei-Liter-Motor wird zahlen müssen. In Kanada läuft zudem noch ein Verfahren der Wettbewerbsbehörde zu diesen Wagen.
In den USA verzögert sich dagegen die abschließende Einigung zu rund 80 000 betroffenen Autos mit Drei-Liter-Motor seit Tagen. Eine Anhörung vor dem zuständigen Bundesgericht in San Francisco brachte am Freitag kein Ergebnis. Richter Charles Breyer setzte für Montag einen neuen Termin an, doch auch dabei gab es keinen Durchbruch zu verkünden. Breyer vertagte erneut; die mutmaßlich abschließende Anhörung war für Dienstag um 20 Uhr Mitteleuropäischer Zeit angesetzt.
Es handele sich um eine »komplizierte Angelegenheit«, sagte Breyer laut dem Gerichtsprotokoll am Montag. Es gebe »viele Details« zu berücksichtigen und es seien »viele Parteien« involviert. Er sei aber »optimistisch, dass bis morgen um 11 Uhr (Ortszeit) eine Lösung steht«. Die Beteiligten hätten ihn um einen »finalen« Termin am Dienstag gebeten.
In den USA hatte Volkswagen im Oktober einen Vergleich zu etwa 500 000 Fahrzeugen mit Zwei-Liter-Motoren geschlossen. Dabei verpflichtete sich der Konzern zur Zahlung der Rekordsumme von 14,7 Milliarden Dollar (rund 14,1 Milliarden Euro). Der im Herbst 2015 bekannt gewordene Skandal um manipulierte Diesel-Abgaswerte mit Hilfe einer verbotenen Software beschert Volkswagen in zahlreichen Ländern Ermittlungen und finanzielle Forderungen. AFP/nd
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