Geheimdienstzentrum öffnet in Kabul

NATO, Afghanistan und Pakistan wollen Kampf gegen die Taliban besser koordinieren

  • Lesedauer: 3 Min.
In Kabul soll Ende Januar das erste gemeinsame Geheimdienstzentrum von NATO, Afghanistan und Pakistan eröffnet werden.
Kabul (Agenturen/ND). Mit dem Zentrum in der afghanischen Hauptstadt solle der Kampf gegen die aufständischen radikalislamischen Taliban besser koordiniert werden, sagte NATO-Sprecher Richard Nugee am Mittwoch. Die Einrichtung mit sechs Militärangehörigen der drei beteiligten Staaten solle in einem Lager der internationalen Afghanistanschutztruppe ISAF eingerichtet werden. Kurz nach der Eröffnung sollten bereits die ersten Offensiven gegen die Taliban geplant werden, kündigte Nugee an. Das neue Zentrum soll die bereits auf höchster militärischer Ebene stattfindenden monatlichen Koordinierungstreffen der drei Seiten ergänzen. Die Beziehungen zwischen Afghanistan und Pakistan sind allerdings seit einiger Zeit gespannt, da Afghanistan seinem Nachbarland vorwirft, das Einsickern von Kämpfern über die Grenze nicht zu verhindern. Der seit fünf Jahren untergetauchte Talibanchef Mullah Omar soll die Rebellen in Afghanistan nach Aussage eines gefassten Aufständischen von Pakistan aus befehligen. Ein Sprecher des afghanischen Geheimdienstes sagte am Mittwoch in Kabul, laut dem Geständnis des festgenommenen Rebellen operiere Mullah Omar von der südwestpakistanischen Stadt Quetta aus unter dem Schutz des pakistanischen Geheimdienstes ISI. Das Geständnis, auf das sich der Geheimdienst in Kabul beruft, soll vom bisherigen Taliban-Sprecher Mohammad Hanif stammen, der am Montag festgenommenen worden war. Hanif war in der ostafghanischen Provinz Nangarhar beim Grenzübertritt aus Pakistan gefasst worden. Der Sprecher des afghanischen Geheimdienstes, Sayed Ansari, erklärte: »Hanif sagte uns, dass die Taliban ohne die Hilfe des ISI keinen Widerstand leisten könnten und dass der ISI eine große Rolle dabei spielt, die Taliban auszurüsten und zu finanzieren.« Der frühere ISI-Chef Hamid Gul leite in Peschawar an der afghanischen Grenze ein als Koranschule getarntes Trainingszentrum für Selbstmordattentäter der Taliban. Mullah Omar ist wie Al-Qaida-Chef Osama bin Laden seit dem Sturz des Talibanregimes in Afghanistan Ende 2001 untergetaucht. Hanifs Aussagen dürften das Verhältnis zwischen Kabul und Islamabad weiter belasten. USA-Verteidigungsminister Robert Gates hat sich offen für Forderungen nach einer Aufstockung der USA-Truppen in Afghanistan gezeigt. Wenn die Kommandeure vor Ort das Gefühl hätten, sie bräuchten »zusätzliche Hilfe«, habe er sehr großes Verständnis für ein solches Verlangen, sagte Gates am Mittwoch während eines Besuchs in Afghanistan auf dem USA-Luftwaffenstützpunkt Bagram. Gates bestätigte, dass die Verantwortlichen der USA-Armee in Afghanistan entsprechende Anfragen an ihn gerichtet hätten. Um wie viele Soldaten sie baten, sagte er nicht. Eine Truppenaufstockung hänge von verschiedenen Faktoren ab und müsse geprüft werden, sagte Gates weiter. Es sei »sehr wichtig, den Erfolg in Afghanistan nicht aus den Händen gleiten zu lassen«. Es gebe »keinen Grund, sich zurückzulehnen und die Neugruppierung der Taliban zuzulassen«. Gates versprach, das Thema einer Truppenaufstockung mit dem USA-Generalstab zu besprechen. Er werde es auch innerhalb der NATO zur Sprache bringen und beim Verteidigungsministertreffen in Sevilla darauf dringen, dass die Staaten ihre Verpflichtungen erfüllten.
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