Sächsische Hörsäle sollen leerer werden

Hochschulen müssen Zahl der Studierenden senken

  • Hendrik Lasch, Dresden
  • Lesedauer: 3 Min.

Sachsens Hochschulen müssen bis zum Jahr 2025 die Zahl ihrer Studenten um über zehn Prozent senken. Dazu verpflichtet sie das Land in einer kurz vor Weihnachten besiegelten Zuschussvereinbarung. Beginnend ab 2021, soll die Zahl von jetzt 106 000 auf 95 000 gesenkt werden. Die Hochschulen sollen selbst »geeignete Schritte« unternehmen. Kritiker erwarten einen härteren Numerus Clausus in vielen Fächern und einen höheren Druck, Studiengänge innerhalb der Regelstudienzeit abzuschließen, wozu auch Gebühren für »Bummelstudenten« beitragen könnten. Studentenvertreter halten zudem ein »Herausprüfen« von Studenten aus den Hochschulen für nicht unwahrscheinlich.

Das Kürzungsziel ist der Pferdefuß eines ansonsten allseits gelobten Finanzplans. Dieser sieht vor, den 14 staatlichen Hochschulen im Freistaat bis zum Jahr 2025 6,5 Milliarden Euro zu überweisen. Die Summe reicht zur Finanzierung von 9034 Personalstellen und erlaubt es nicht zuletzt, auf den lange Zeit drohenden Abbau von 754 Stellen zu verzichten, den die damalige CDU /FDP-Koalition im Jahr 2010 beschlossen hatte. Die SPD-Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange freute sich über einen »Paradigmenwechsel« von Stellenabbau zu langfristiger Planungssicherheit. So lange, merkte Finanzminister Georg Unland (CDU) an, könne keine andere Institution in Sachsen vorausplanen: Das sei »ein großes Privileg«.

Allerdings gossen Oppositionspolitiker umgehend Wasser in den Wein. Für »Jubelveranstaltungen« sei kein Anlass, sagte Claudia Maicher von den Grünen; schließlich nötige man die Hochschulen dazu, »die Axt an ihr Kerngeschäft« zu legen. Dieser Schritt wird zwar in der Vereinbarung mit der Sicherung der Qualität des Studiums begründet. Falk Neubert, der Hochschulexperte der LINKEN, hält das aber für einen vorgeschobenen Grund; er spricht vielmehr von einer »rein politischen Zielvorgabe«, die »fatale Folgen« haben werde. Die Hürden zum Studium würden in vielen Fällen »unüberwindbar« werden.

Das Wissenschaftsministerium rechnet freilich nicht damit, dass weniger junge Menschen ein Studium beginnen. In der Antwort auf eine Anfrage Neuberts wurde im August auf ein Szenario der Kultusministerkonferenz verwiesen, wonach 2025 etwas über 20 000 Studienanfänger in Sachsen erwartet werden - etwas mehr als jetzt. Die Zahl lasse aber nicht direkt auf die der Studierenden schließen; letztere sei auch von der Studiendauer, Ortswechseln und Abbruchquoten abhängig und könne zudem »durch Steuerungsmaßnahmen der Hochschulen beeinflusst werden«. Ziel sei es, die Relation zwischen Studenten und betreuenden Lehrkräften auch nach Auslaufen des Hochschulpakts von Bund und Ländern »zu halten und zu verbessern«. Maicher merkt allerdings an, dass für die Qualität der Lehre eine solide Grundfinanzierung viel wichtiger sei als eine »mutwillige« Absenkung der Studentenzahl.

Wie diese konkret ausgestaltet wird, bleibt abzuwarten. Angemerkt wird, dass das Land mehr Lehrer und Juristen ausgebildet sehen möchte; der Druck auf andere Fächer wird also um so höher. Außerdem wird die Senkung der Studentenzahlen auch an anderer Stelle zu Problemen führen: bei den Studentenwerken. Bei circa 11 000 Studenten weniger entgehen diesen nach Angaben des Ministeriums Semesterbeiträge in Höhe von jährlich 1,5 Millionen Euro; außerdem dürften Cafeterien und Mensen 0,8 Millionen Euro weniger einnehmen. Ob die Studentenwerke an anderer Stelle entlastet würden, blieb unklar.

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