Qualität statt Quantität

Grit Gernhardt fragt sich, ob die Rekordbeschäftigung ein Grund zum Jubeln ist

  • Grit Gernhardt
  • Lesedauer: 1 Min.

Mehr Jobs, weniger Arbeitslose! Mit dieser freudigen Meldung aus dem Statistischen Bundesamt und in Erwartung weiterer positiver Meldungen, die am Dienstag von der Bundesagentur für Arbeit kommen werden, könnte der Kommentar schon wieder zu Ende sein - wenn die Wirklichkeit nicht etwas weniger erfreulich wäre. Denn die seit der Wiedervereinigung auf einen Rekordwert gestiegene Zahl der Erwerbstätigen sagt nicht viel über die Art der Erwerbstätigkeit aus. Teilzeitjobs, Leiharbeit, Werkverträge, Scheinselbstständigkeit, Minijobs - die teils hoch prekären Formen der Erwerbsarbeit sind weder mit dem Mindestlohn noch mit den diversen »Reformen« verschwunden.

Wer so arbeitet, kann sich oft wenig über seine Beschäftigung freuen, auch wenn sie die - ohnehin teilweise geschönte - Statistik seit Monaten immer besser aussehen lässt. Selbst wer auf dem geltenden Mindestlohnniveau unbefristet und in Vollzeit beschäftigt ist, bringt kaum genug Geld für das Durchbringen einer Familie heim.

Wichtig wäre deshalb eine Qualitäts- und keine weitere Quantitätsoffensive. Hunderttausende Flüchtlinge müssen in den Arbeitsmarkt integriert werden, fast eine Million Langzeiterwerbslose wartet auf einen Hoffnungsschimmer. Ihnen gute Arbeit anzubieten, sollte das Ziel der Politik sein - die Wahlen sind nicht mehr weit.

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