Trumps Iran-Knackpunkt
Roland Etzel über den Brief von US-Atomexperten an Trump zum Iran-Deal
Obamas Bilanz als US-Präsident ist - gemessen an seinen Ankündigungen wie auch den Erwartungen anderer - dürftig. Das Iran-Atomabkommen vom Juli 2015, von ihm gegen große innere Widerstände mit ausgehandelt und verteidigt, zählt aber auf jeden Fall zu den Positiva seiner Amtszeit. Selten war die Zustimmung in der Welt zu einer internationalen Vereinbarung zuletzt derart einhellig wie bei dieser.
Ist sie auch in der Lage, in der vom Westen beabsichtigten Weise Wirkung zu entfalten, also echte oder auch nur vorgeschobene Ängste vor der Produktion einer iranischen Kernwaffe auszuräumen? Zweifel gibt es immer, aber wenn selbst die tatsächlichen Konstrukteure von Atombomben aus den USA das Abkommen als funktionierend bewerten und deshalb vor seiner Annullierung warnen, so ist das doch erheblich glaubwürdiger als die mit fadenscheinigen Absichten erfolgende Schelte der israelischen Regierung. Die noch dazu selbst Atomwaffen besitzt, über die sie jedes Gespräch verweigert.
Für den künftigen US-Präsidenten Trump, der das Abkommen dennoch mit lästerlichen Reden bedachte, kommt jetzt der Knackpunkt, an dem er beweisen kann: Auch ich werde nicht alles von meinem Wahlkampfgeschwätz von gestern 1:1 in Realpolitik umsetzen. Die äußere Rechtfertigung dafür mit dem Wissenschaftlerbrief hätte er nun. Der Beifall der Welt käme dazu.
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