Drohgebärden gegen Mexiko
Das mittelamerikanische Land ist der viertgrößte Autoexporteur der Welt - der Standort gerät politisch unter Druck
Noch hat Donald Trump sein neues Amt nicht angetreten, aber Mexikos Wirtschaft leidet bereits massiv unter den Drohgebärden des designierten US-Präsidenten. So drohte der exzentrische Milliardär unlängst dem japanischen Autobauer Toyota per Twitter mit »hohen Strafzöllen«, sollte das Unternehmen wie geplant ein Werk in Mexiko errichten. Der Konzern entgegnete, die Investition in Mexiko bedeute keine Reduzierung der Produktion oder von Arbeitsplätzen in den USA.
Zuvor hatte Trump bereits dem US-Konzern General Motors gedroht, in Mexiko gefertigte Autos mit hohen Einfuhrzöllen zu belegen. Ford wiederum kündigte vor wenigen Tagen an, auf geplante Investitionen in Mexiko in Höhe von 1,6 Milliarden US-Dollar zu verzichten und stattdessen 700 Millionen US-Dollar in die Produktion von Elektroautos in Flat Rock, Michigan, zu stecken. Die Ankündigung kommt zu einem ungünstigen Moment für die Regierung in Mexiko-Stadt, die sich aufgrund der Benzin- und Gaspreiserhöhungen zum Jahreswechsel massiven landesweiten Protesten gegenüber sieht.
Fords Rückzug ist zudem ein erster schwerer Schlag gegen einen der wichtigsten Wirtschaftsbereiche Mexikos. Ein bedeutender Teil der US-Autoproduktion ist nach Mexiko ausgelagert worden. Auch für deutsche Autobauer wie VW, Audi oder Daimler ist das mittelamerikanische Land zu einem wichtigen Produktionsstandort geworden. Das Land ist mittlerweile der weltweit viertgrößte Exporteur und siebtgrößte Hersteller von Fahrzeugen, obwohl es keine mexikanische Automarke gibt. Die Regierung beziffert die jährlichen Umsätze auf umgerechnet fast 50 Milliarden Euro, 875 000 Jobs hängen demnach an der Autoindustrie. Nicht zuletzt wegen des Freihandelsabkommens NAFTA haben sich viele Hersteller südlich des Rio Bravo angesiedelt, wo sie zollfrei für den Markt der USA und Kanadas produzieren können.
Mit seiner protektionistischen Politik greift Trump aber NAFTA im Kern an. Der Rückzug von Ford könnte den Auftakt zu einem massiven Abzug ausländischen Kapitals aus Mexiko darstellen und die ohnehin schwächelnde Wirtschaft des Schwellenlandes weiter unter Druck setzen. »Die Gefahr ist, dass andere Unternehmen dasselbe machen«, meint Gabriela Siller, Analystin der Banco BASE gegenüber der spanischen Zeitung »El País«. »Wir glauben nicht, dass es bei einem einzelnen Fall bleibt.« Ohnehin hatte vor Ford bereits der Klimaanlagenhersteller Carrier erklärt, auf die geplante Verlegung eines Teils der Produktion aus dem US-Bundesstaat Indiana nach Mexiko zu verzichten. Trump und sein Vize Mike Pence, früher Gouverneur von Indiana, hatten dem Unternehmen Steuererleichterungen in Millionenhöhe versprochen. Die Unsicherheit wächst zweifellos.
Der Peso gab gegenüber dem US-Dollar nach der Ankündigung von Ford weiter nach. Bereits nach dem Wahlsieg Trumps war die mexikanische Währung auf ein historisches Tief gefallen - insbesondere wegen Trumps Ankündigung, eine Mauer an der Grenze zu Mexiko zu errichten, mexikanische Einwanderer ohne gültige Aufenthaltspapiere millionenfach abzuschieben und den NAFTA-Vertrag zu kündigen. Letzteres könnte auch Auswirkungen auf die internationalen Autokonzerne haben.
Sollte Trump seine Drohungen wahr machen, könnten viele Mexikaner ihre Arbeit verlieren - die Wirtschaftskrise könnte weiteren Migrationsdruck erzeugen. Auch in den USA wären Millionen Jobs bedroht, sollte der Handel mit Mexiko bedeutend zurückgefahren werden. Oder wie Jorge Guajardo, früherer Botschafter des Landes in China, Trump per Tweet entgegnete: »Wer wirklich denkt, es bringt den USA Frieden und Stabilität, die Wirtschaft deines Nachbarn zu schrotten, sollte sich auf eine große Überraschung gefasst machen.«
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