Wiedervereinigung im Wartestand
Olaf Standke zur Vertagung der neuen Zypern-Verhandlungen
Zur »allerletzten Chance« für eine friedliche Wiedervereinigung der seit 1974 geteilten Mittelmeerinsel hat EU-Kommissionschef Juncker die neuen Zypern-Gespräche unter UN-Vermittlung in Genf erklärt. Noch ist sie nicht vertan. Doch der erhoffte Durchbruch blieb aus, nachdem es jetzt gleich zwei Premieren gab: Erstmals saßen mit Griechenland, Großbritannien und der Türkei auch die drei Garantiemächte mit am Verhandlungstisch, und erstmals präsentierten beide Seiten Karten für den künftigen Grenzverlauf im angestrebten föderalen Staat mit zwei Bundesländern. Zwar ist unstrittig, dass die nur von Ankara anerkannte Türkische Republik Nordzypern einen Teil ihres bisherigen Gebiets an die griechischen Zyprer abgeben muss. Doch sind noch ganze Ortschaften umstritten. Nun soll in zehn Tagen ein neuer Anlauf folgen, und auch dann wird die künftige territoriale Aufteilung wie die nur schwer zu lösenden Vermögensfragen bei der Kompensation für Vertriebene zu den Knackpunkten gehören. Hinzu kommt, dass Präsident Erdogan auf den Verbleib türkischer Truppen auf der Insel beharrt, die Regierung der zur EU gehörenden Republik Zypern aber auf einen Abzug besteht. UN-Generalsekretär Guterres hat Recht, wenn er einen Schnellschuss ablehnt und »solide und dauerhafte Lösungen« für Zypern fordert. Nur tickt die Uhr. Denn die jüngeren Generationen auf der geteilten Insel entfremden sich immer mehr.
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